Immer mehr Italiener suchen Hilfe beim Exorzisten

Exorzismus Italien
Exorzismus Italien(c) AP ()
  • Drucken

Eine halbe Million Italiener haben sich im Vorjahr an kirchliche Exorzisten gewandt, berichten katholische Psychologen. Die Warteliste sei lang.

Rund 500.000 Italiener haben sich im vergangenen Jahr nach Angaben der Vereinigung katholischer Psychologen und Psychiater an einen Exorzisten gewandt. Das seien 30 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren, berichtet die Zeitschrift "Panorama" unter Berufung auf den Berufsverband, wie Kathpress meldet. 65 Prozent von ihnen seien Frauen, mehrheitlich aus dem Süden und der Mitte des Landes. In Italien gebe es rund 300 von Bischöfen beauftragte "Teufelsaustreiber".

Die Warteliste bei den Exorzisten sei lang, so die Zeitschrift. In vielen Fällen ziehe sich eine Dämonenbefreiung über Jahre hin. Deutlich gestiegen sei auch die Zahl der Personen mit Hochschulabschluss, die sich an einen kirchlichen Teufelsaustreiber wendeten.

Die Kirche leite einen Exorzismus nicht ohne eine vorherige psychologische oder psychiatrische Untersuchung des Betroffenen ein, betont der Vatikanexperte des Magazins, Ignazio Ingrao. Nach den kirchlichen Normen müsse zuvor abgeklärt werden, ob nicht doch eine psychische Erkrankung vorliege. Auch während eines Exorzismus müsse der Seelsorger im Kontakt mit einem Psychologen bleiben.

Besessenheit und Exorzismus

Die katholische Kirche lehrt, dass dem Menschen feindlich gesinnte Geistwesen (Dämonen) ständig versuchen, Einfluss auf Menschen zu gewinnen und diese von Gott abzuwenden. In einigen seltenen Fällen können diese Wesen eine Person ganz in ihre Gewalt bringen (Besessenheit). Solche Zustände haben demnach nichts mit psychischen Erkrankungen zu tun und seien von diesen scharf abzugrenzen. Sie gingen mit Phänomenen wie plötzlichem abnormen Kraftzuwachs, sprechen in zuvor unbekannten (auch antiken) Sprachen, Abscheu vor "heiligen" Gegenständen und Substanzen wie Kruzifixen oder Weihwasser und Ähnlichem einher.

Der feierliche Exorzismus, der bei vermuteter Besessenheit Anwendung findet, besteht im Grunde aus einer Reihe von kirchlich approbierten Gebeten und muss immer von einem speziell ausgebildeten und vom Bischof beauftragten Priester vorgenommen werden. Im Gegensatz zu manchen medialen Darstellungen wird die behandelte Person dabei in keiner Weise körperlich drangsaliert oder gar gequält.

(Ag.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Papst Benedikt XVI
Religion

Exorzist: Benedikt XVI. soll Teufel ausgetrieben haben

Der Chefexorzist des Vatikan berichtet von einer Teufelsaustreibung bei einer Generalaudienz auf dem Petersplatz. Der Vatikan dementiert: Der Papst habe nicht die Absicht gehabt, einen Exorzismus zu vollbringen.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.