Benedikt XVI. reist erstmals ins spanischsprachige Lateinamerika. Er hat sich für eine behutsame Demokratisierung Kubas ausgesprochen.
Benedikt XVI. hat sich zu Beginn seiner Lateinamerikareise für eine behutsame Demokratisierung Kubas ausgesprochen. "Es ist heute offensichtlich, dass die marxistische Ideologie, wie sie einst formuliert wurde, keine Antworten mehr auf die Fragen der Gegenwart gibt", sagte der Papst auf seinem Flug von Rom nach Mexiko, von wo er in Folge nach Kuba weiterreisen wird.
Es gelte nun in einem "konstruktiven Dialog" nach "neuen Modellen" zu suchen. Dieser Dialog erfordere Entschiedenheit und Geduld, nur so könnten "Traumata" vermieden werden. Die katholische Kirche werde sich als Anwältin der Gewissens- und Religionsfreiheit an diesem Dialogprozess auf Kuba beteiligen, unterstrich der Papst.
Zugleich rief Benedikt XVI. zu einem entschiedenen Eintreten gegen Drogenhandel und Gewalt in Mexiko auf. Die Kirche müsse "alles ihr mögliche" gegen dieses "zerstörerische Böse" unternehmen, sagte er Papst. Es gelte, die "Vergötzung des Geldes" und die "falschen Versprechungen" der Drogen als Irrwege zu entlarven. Hierzu müsse die Kirche die Gewissen der Menschen schärfen und zu moralischer Verantwortung erziehen.
Gewisse "Schizophrenie" der Katholiken
Zudem kritisierte Benedikt XVI. eine wachsende Kluft zwischen privater und öffentlicher Moral in Lateinamerika. In der Region gebe es nicht wenige Katholiken, die en einer gewissen "Schizophrenie" lebten, sagte der Papst. In ihrer Privatsphäre seien sie gläubige Katholiken, in der öffentlichen Sphäre hingegen verfolgten sie Ziele, die nicht mit christlichen Werten vereinbar seien. Die Kirche müsse verstärkte Anstrengungen unternehmen, um diese Diskrepanz zu überwinden.
Zudem rief Benedikt XVI. zu einer Neubelebung des Glaubens in Lateinamerika auf. Die Kirche in der Region sei stark von der "Intuition der Herzen" geprägt, diese müsse jedoch durch die Rationalität des Glaubens ergänzt werden.
Messe mit etwa 600.000 Besuchern
Im Rahmen seiner 23. Auslandsreise wird der Papst zunächst von Mexiko aus eine Botschaft an die Bischöfe Lateinamerikas richten. Höhepunkt des Besuchs in Mexiko ist eine Sonntagsmesse unter freiem Himmel in Leon. Dort werden rund 600.000 Besucher erwartet. Es wird erwartet, dass sich Benedikt mit einer Botschaft des Friedens zum Drogenkrieg und zur Korruption äußern wird.
Mexiko-Stadt wird Benedikt nicht besuchen. Das Klima der auf über 2000 Metern Höhe gelegenen Hauptstadt sei nicht gut für die Gesundheit des Papstes, hieß es aus dem Vatikan.
Im Anschluss besucht er ab Montag, 26. März das kommunistische Kuba. 14 Jahre nach dem historischen Besuch seines Vorgängers Johannes Paul II. in diesem Land trifft Benedikt Staatschef Raul Castro und feiert zwei Messen mit Gläubigen. Ein Treffen mit dem früheren Staatschef Fidel Castro ist Quellen im Vatikan zufolge nicht ausgeschlossen. Eine Begegnung mit Dissidenten sei hingegen nicht geplant.
(APA)