Piusbrüder: Vatikan tritt auf die Bremse

Symbolbild
Symbolbild(c) AP (PIER PAOLO CITO)
  • Drucken

Die römische Glaubenskongregation hält eine Einigung mit Ultrakonservativen noch nicht für möglich. Diese Entscheidung steht in auffallendem Gegensatz zu den jüngsten Verlautbarungen der Traditionalisten.

Rom. Im Streit zwischen dem Vatikan und der ultrakonservativen Piusbruderschaft tritt der Vatikan in Gestalt der römischen Glaubenskongregation nun auf die Bremse. Nach einer Sitzung am Mittwoch teilte der Vatikan kryptisch mit, die 30 versammelten Kardinäle und Bischöfe hätten „Anmerkungen für die weitere Diskussion formuliert“.

Ferner hat die Glaubenskongregation die Piusbruderschaft nun praktisch gespalten oder deren innere Spaltung nachvollzogen: Als Ansprechpartner betrachtet Rom nur mehr den offenbar konsenswilligen Generaloberen Bernard Fellay. Die drei anderen, die „oppositionellen“ Bischöfe der Bruderschaft, darunter der Holocaust-Leugner Richard Williamson, sollen „gesondert und einzeln behandelt“ werden.

Rückte Papst von Strategie ab?

Die Entscheidung der Glaubenskongregation steht in auffallendem Gegensatz zu den jüngsten Verlautbarungen der Traditionalisten. Fellays Erster Assistent, Niklaus Pfluger, hatte kürzlich gesagt, Papst Benedikt XVI. habe die Position der Piusbrüder bereits gebilligt und die Glaubenskongregation „nur mehr aus diplomatischen Gründen“ diskutieren lassen. Mit einem „großzügigen Angebot“, das den Piusbrüdern „keine Zugeständnisse“ in Fragen der Lehre mehr abverlange, so Pfluger, „zwingt uns der Papst  die Zustimmung  fast auf“.

Treffen diese Behauptungen zu, dann wäre das eine eklatante Wende in den Verhandlungen gewesen. Bisher hat Rom im Einklang mit vielen Bischöfen der Kirche die „volle Zustimmung“ der Piusbrüder zu den Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–65) verlangt, darunter auch Ökumene und Religionsfreiheit. Der Papst scheint nun davon absehen zu wollen.

Angesichts dieser unvorhergesehenen Wende lässt sich das ebenso unerwartete Kommuniqué der Glaubenskongregation auch als Tritt auf die Bremse interpretieren. Papst Benedikt XVI. bleibt in seiner Entscheidung freilich frei, die obersten Glaubenshüter indes haben damit Position bezogen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.