Trinken mit Honecker: Berlin streitet über Stasi-Kneipe

Stasi-Restaurant in Berlin
Stasi-Restaurant in BerlinEPA (Rainer Jensen)
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Hammer und Sichel an der Wand, Soljanka auf dem Teller: Das Restaurant "Zur Firma" beschwört Erinnerungen an den alten Geheimdienst der DDR herauf. Geschmacklosigkeit oder zugespitzte "Ostalgie"?

In der Normannengasse im Berliner Bezirk Lichtenberg stand bis 1989 das Hauptquartier des DDR-Staatssicherheitsdienstes, besser bekannt als Stasi. In derselben Straße hat ein Wirt nun das Restaurant "Zur Firma" eröffnet, das sich ganz der nostalgischen Erinnerungen an Ostdeutschland (kurz "Ostalgie") und an den Geheimdienst verschrieben hat - und damit einen Sturm der Entrüstung heraufbeschwört.

Die Stasi ist in der Kneipe allgegenwärtig: geschredderte Stasi-Akten an der Wand, das Stasi-Logo und vor dem Eingang eine Überwachungskamera-Attrappe. Stammgäste bekommen einen Ausweis als als "Inoffizieller Mitarbeiter" - das ist die Stasi-interne Bezeichung für Spitzel. Eine falsche Honecker-Urne und ein Erich-Schnaps stehen auf den Regalen, eine Schaufensterpuppe in der Uniform der DDR-Bereitschaftspolizei im Eck. Zu essen gibt es ostdeutsche Schmankerl wie Soljanka, eine Borschtsch-ähnliche Suppe.

EPA (Rainer Jensen)

Barbesitzer Willi Gau - selbst ein "Ossi", also ein Ostdeutscher - will mit dem Thema "provozieren", das Ganze sei "satirischer Ernst". Die meisten Gäste reagieren positiv, andere hätten "das Stasi-Thema geschmacklos" gefunden.

Auseinandersetzung oder Geschäft?

Dieser Meinung schließt sich Berlins CDU-Generalsekretär Frank Henkel an: "Mit dieser Kneipenidee soll eine verbrecherische Diktatur zur Popkultur und Erlebnisgastronomie verklärt werden", sagte Henkel zur Berliner "Morgenpost". Es werde bewusst auf Provokation gesetzt, um Kasse zu machen.

Lichtenbergs Wirtschaftsstadtrat Andreas Prüfer (Linke) zeigte sich überrascht: "Wo soll die sein, ich kenne diese Kneipe nicht." Er sehe die Sache aber nicht so eng: Wenn sich jemand sarkastisch über die Diktatur lustig mache, sei das in Ordnung , denn auch das könne eine angemessene Form der Auseinandersetzung sein.

(Red.)

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