Frankreich: Gesetz von 1801 verbietet Frauen, Hosen zu tragen

(c) AP (Schalk van Zuydam)
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Damals sollte in Frankreich verhindert werden, dass revolutionäre „Amazonen“ als Männer verkleidet in den Krieg zogen. Die Bestimmung wurde nie außer Kraft gesetzt.

Paris(r.b.). Zugegeben, das Gesetz ist alt. In der Amtssprache der Französischen Revolution datiert es vom „26 Brumaire an IX“, wobei mit dem Nebelmonat der November gemeint war und das neunte Jahr des revolutionären Kalenders 1801 entsprach. So antiquiert wie das Datum ist der Inhalt: „Jedwede Frau, die sich wie ein Mann zu kleiden wünscht, ist gehalten, sich bei der Polizeipräfektur zu melden und eine Bewilligung zu beantragen, die nur aufgrund eines Zertifikats eines Beamten der Gesundheitsdienste ausgestellt werden kann.“

Damals sollte verhindert werden, dass revolutionäre „Amazonen“ als Männer verkleidet in den Krieg zogen. Napoleon ging, doch sein Gesetz blieb. So musste etwa die Schriftstellerin George Sand einen Antrag stellen, damit sie Hosen tragen durfte. Das Gesetz wurde sogar zwei Mal leicht revidiert, da 1892 und 1909 die Hosen ausnahmsweise für tolerierbar erklärt wurden, wenn die Frau Fahrrad fahren oder ein Pferd am Zügel führen musste.

40 Peitschenhiebe im Sudan

Da nie jemand daran gedacht hat, dieses „nebulöse“ Gesetz zu streichen, ist es im Prinzip immer noch gültig. Damit ist Frankreich in schlechter Gesellschaft mit dem Sudan, wo den Frauen ebenfalls das Tragen von Hosen verboten ist. Allerdings unter Androhung von 40 Peitschenhieben. Als ausgerechnet am 1. April eine Gruppe von Abgeordneten einen Antrag einreichte, um diesen alten Zopf zu kappen, glaubten einige Kollegen an einen Aprilscherz.

Das Hosenverbot ist ein Paradebeispiel für die von der Geschichte überholten und überladenen Gesetzbücher Frankreichs. Nach seiner Wahl versprach 2007 Präsident Nicolas Sarkozy ein großes Ausmisten in den Gesetzessammlungen. Dazu ließ er als Erstes – ein Gesetz verabschieden. Und damit hatte es sich.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.05.2010)

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