Der Atheist Niko Alm trägt auf seinem Führerscheinfoto ein Nudelsieb am Kopf. Genehmigt wurde es als religiöses Symbol des "Pastafarianismus".
Die österreichischen Behörden haben ein Nudelsieb als religiöse Kopfbedeckung auf einem Führerscheinfoto akzeptiert. Der Unternehmer und bekennende Atheist Niko Alm hatte vor drei Jahren einen dementsprechenden Antrag gestellt, der vor wenigen Tagen von der Polizei bewilligt wurde. Da Kopfbedeckungen aus religiösen Begründungen auf Lichtbildausweisen akzeptiert werden, hat er es mit seiner Zugehörigkeit zum "Pastafarianismus" begründet.
Bereits 2008 stellte Alm den Antrag auf Ausstellung eines Scheckkarten-Führerscheins. Die Idee zur ungewöhnlichen Kopfbedeckung sei ihm gekommen, als ihm eine Broschüre des früheren Verkehrsministers Hubert Gorbach in die Hand fiel, sagte Alm der Austria Presseagentur. Dort habe es geheißen, niemand dürfe mit Kopfbedeckung aufs Foto - außer eben einer "konfessionellen".
Alm fotografierte sich - passend zu seiner Angehörigkeit zu den "Pastafari" - mit einem Nudelsieb auf dem Kopf und übergab dies persönlich - ebenfalls mit dem Sieb auf dem Haupt - einem Beamten. "Der hat nichts gesagt."
(c) blog.alm.at
Amtsarzt-Besuch und drei Jahre Wartezeit
Alms ungewöhnlicher Antrag fiel den Behörden schließlich doch noch auf. Via Telefon sei er informiert worden, dass sein Führerscheinfoto so nicht möglich sei. Der Unternehmer verlangte daraufhin einen schriftlichen Bescheid, bekam stattdessen aber eine Vorladung zum Amtsarzt. Dieser musste schließlich feststellen, dass Alm "psychisch befähigt" sei, ein Auto lenken. Einer weiteren Vorladung zum Verkehrsamt sei er nicht nachgekommen. Nach insgesamt drei Jahren erhielt Alm nun die Mitteilung, dass der Führerschein abgeholt werden könne.
Mit der Führerschein-Aktion will es Alm allerdings nicht belassen. Er will einen Antrag auf Anerkennung des "Pastafarianismus" in Österreich stellen. Dieser wurde im 2005 vom US-amerikanischen Physiker Bobby Henderson gegründet, Gottheit ist das Fliegende Spaghettimonster.
Den Weg zu seinem neuen Führerschein dokumentierte Alm in seinem Blog.
Neben den offiziellen Religionsgemeinschaften finden sich zahlreiche mehr oder weniger ernst zu nehmende Gruppen, die den Weg zu einem rechten Leben weisen wollen oder sich als Kritik an den bestehenden Kirchen verstehen.Im Bild: Brian, der Titelheld des Monty-Python-Film "Das Leben des Brian", versucht, die Jerusalemer davon zu überzeugen, dass er nicht der Auserwählte ist. (c) Filmwelt
Die Lebensweise der Jedi-Ritter aus den "Krieg der Sterne"-Filmen haben die Anhänger des Jediismus als Vorbild - allerdings ohne Lichtschwert. Sie glauben, dass die "Macht" alle Dinge und Lebewesen durchfließt. Seit der Volkszählung 2001 ist Jediismus in Neuseeland eine anerkannte Religion: 70.509 Menschen hatten sich zur "Macht" bekannt. (c) AP / Lucas Film
Der "Fußballgott" Diego Maradona hat seine eigene Kirche: Zu den zehn Geboten der "Iglesia Marodoniana" (Maradona-Kirche) gehört etwa "Liebe das Fußballspiel über alles." und "Sei kein Dickkopf und lass die Schildkröte nicht entkommen." Fußballfans gründeten die Kirche zu Ehren von D10S (spanisches Wortspiel: Dios = Gott, 10 war die Nummer auf Maradonas Trikot) am 30. Oktober 1998, dem Geburtstag Maradonas, der in der Iglesia Maradoniana als "Weihnachten" gefeiert wird. (c) AP (Salvatore Laporta)
Der Schreck der großen US-Handelsketten: Wenn Reverend Billy alias Bill Talen und sein Gospel-Chor das Evangelium von Stop Shopping verkünden, dann rufen die Geschäftsbesitzer schon manchmal die Polizei.Der Aktivist und Schauspieler protestiert gegen die Ersatzreligion Konsum, zu seinen auserkorenen Feinden zählen Walt Disney und Starbucks. Der Film "What would Jesus Buy?" ("Was würde Jesus kaufen?") zeigt Reverend Billy in Höchstform. (c) www.revbilly.com
Schon einmal von Brahatmanariyú gehört? Nein? Dabei ist er der Sohn von Jahwe, Neffe von Buddha, Cousin von Allah, Enkel von Zeus und Nachbar von Pachacamac und hat in Peru eine ergebene Anhängerschaft. Kein Wunder: Schützt doch Brahatmanariyú vor Tsunamis und Zombies, löst alle Probleme, schenkt ewiges Leben und weckt verborgene magische Kräfte! Die synkretistische Spaßgruppe steht übrigens nur für göttliche Wesen offen, Normalsterbliche haben darin nichts verloren. (c) brahatmanariyu.tripod.com
"Pastafari" nennen sich die Anhänger des Fliegenden Spaghetti-Monsters (FSM): Sie glauben, dass die Welt vom FSM geschaffen wurde. Das oberste Gebot der "Pastafari" lautet: "Was würde ein Pirat tun?" Sie glauben unter anderem, dass die sinkende Zahl von Piraten seit Beginn des 19. Jahrhunderts schuld an der globalen Erwärmung sei. Gegründet wurde die FSM-Religion vom US-amerikanischen Physiker Bobby Henderson, der damit gegen die Theorie des Intelligent Design, wonach die Evolution nach einem göttlichen Plan ablaufe, protestieren wollte. (c) Niklas Jansson / www.venganza.org
Intelligent Falling setzt bei der Kritik an der Theorie des Intelligent Design bei der Physik an: Nicht die Gravitation ziehe Gegenstände zur Erde, wie Newton behauptet hat, sondern eine göttliche Intelligenz drücke sie zu Boden. Immerhin sei die Gravitation auch nur eine Theorie, und als solche nicht 100 Prozent sicher - also könnte man den Schülern genauso gut beibringen, dass ein "Intelligenter Faller" bestimme, wann die Dinge zu Boden fallen. (c) APA (Robert Jäger)
In einem Internetforum für Atheisten entstand 1990 die Idee, in biblischen Texten das Wort "God" mit "Invisible Pink Unicorn" (IPU) zu ersetzen - ein Paradoxon, weil ein Einhorn ja nicht gleichzeitig unsichtbar und pink sein kann. Unglaubwürdige Sätze wie "Am sechsten Tag schuf das IPU den Menschen" soll Gläubigen vor Augen führen, wie unglaubwürdig ihre Predigten für Atheisten wirken. Laut Glaubenslehre der IPU-Anhänger ist das Einhorn für das Verschwinden von Socken verantwortlich - ein Zeichen seiner Zuneigung. (c) AP (Jens Meyer) / Montage: DiePresse.com
Würde man wie der Mathematiker Bertrand Russell behaupten, eine Teekanne umkreise die Sonne, nur sei sie zu klein, um sie mit dem stärksten Teleskop zu erblicken - dann könne niemand das Gegenteil beweisen. Ähnlich sei das mit den Gottesbeweisen: Allerdings sei der Vorteil vom Glauben an Russells Teekanne gegenüber den meisten Religionen dem Atheisten Richard Dawkins zufolge: "Teekannen-Gläubige steinigen keine Teekannen- Ungläubigen zu Tode." (c) AP (Ng Han Guan)
Der griechischen Göttin des Streits, Eris (latein: Discordia), ist der Diskordianismus gewidmet: Das oberste Prinzip der Diskordier ist demgemäß das Chaos. Sie lieben die Widersprüche, die Unordnung und das Paradoxe. Im Pentabarf, den fünf Geboten des Diskordianismus, heißt es zum Beispiel: "Einem Diskordier ist es verboten, zu glauben, was er liest." (c) Trent Buck / Wikipedia
"Glücklich ist, wer nur an das glaubt, was einen glücklich macht": Das ist der Inhalt des Bokononismus. Selbst die Heilige Schrift der Bokononisten ist als Lüge gekennzeichnet, aber wenn man dran glaubt, dann leuchtet das Leben in Rosarot. Erfunden hat diese Religionssatire der Schriftsteller Kurt Vonnegut in seiner Erzählung "Cat's Cradle", die Idee findet sich später auch in anderen Büchern. (c) AP (Buzz Orr)
Noch ein Autor, der eine Religion erfunden hat: H.P. Lovecraft erschuf für eine Buchserie die Cthulhu, eine Gruppe von bösen, alten, mächtigen Göttern mit Tentakeln im Gesicht. Und eine Gruppe von Fans und Nerds hatte nichts Besseres zu tun, als daraus eine College-Organisation zu machen. Das Warten auf die Rückkehr der Cthulhu spielt dabei aber eine geringere Rolle als das Campus-übliche Betrinken. (c) www.geocities.com/metropolexx
Ein Nudelsieb und sein Eintreten für Religionsfreiheit brachten Niko Alm weltweites Medieninteresse. Er ist bekennender Atheist und Anhänger des Pastafarianismus, einer Spaß- und Protestreligion.