Bayern: Urlaub auf Hitlers Lieblingsberg

Am 1. März eröffnet die InterContinental-Gruppe am Obersalzberg, einst Hitlers "Alpenfestung", ein 138-Zimmer-Luxushotel.

SALZBURG. Gemunkelt wird viel: Unter der Hand soll man bei Souvenirhändlern Nazi-Broschüren bekommen oder gegen ein paar Euro in unterirdische Stollen gelassen werden. Ewiggestrige sollen manchmal im Wald nach Überresten von Hitlers "Berghof" suchen. Fest steht: Der Obersalzberg in Berchtesgaden ist ein beliebtes Ausflugsziel, aber auch ein Ort, auf dem die Vergangenheit als Feriendestination der NS-Führungsriege lastet.

Am 1. März eröffnet nun auf einer Anhöhe des Obersalzbergs ein Luxushotel der InterContinental-Gruppe. Blick auf Watzmann und Salzburger Land inklusive. Insgesamt 138 Zimmer und Suiten, Wellness- und Beautybereich, eigener Golfplatz und Zugang zum naheliegenden Skigebiet Eckerbichl. Rund 35 Millionen Euro wurden in das "InterContinental Resort Berchtesgaden" investiert. Tourismus mit "braunen Flecken" will man hier nicht dulden.

Das haben die Hotelkette und der Freistaat Bayern, der das Areal nach dem Abzug der US-Streitkräfte 1995 übernommen hat, so vereinbart, betonten Bayerns Finanzminister Kurt Faltlhauser und Hoteldirektor Jörg Böckeler.

Als die Hotelpläne vor einigen Jahren bekannt wurden, hatte es noch Kritik seitens jüdischer Organisationen gegeben. Mittlerweile hat sich die Aufregung gelegt. Schließlich hat der Obersalzberg als Ausflugsziel für Ewiggestrige in letzter Zeit an Attraktivität verloren. Im Jahr 1999 öffnete die "Dokumentation Obersalzberg", die vom Münchner Institut für Zeitgeschichte betreut wird. Die Idylle des Obersalzbergs wird dem Schrecken des Nationalsozialismus gegenübergestellt. Rund 600.000 Besucher haben die Ausstellung seither gesehen. Das neue Hotel will mit dem Dokumentationszentrum eng kooperieren. Die Mitarbeiter erhalten historische Schulungen.

Hitler hatte die Berchtesgadener Berge 1923 als Urlaubsdomizil entdeckt. Später wurde es zur "Alpenfestung", zu einer zweiten NS-Machtzentrale über dem Königssee.

Der Obersalzberg war Teil einer Heile-Welt-Inszenierung des Dritten Reiches: Hitler posierte in Urlaubslaune mit Eva Braun, kleinen Mädchen oder Schäferhund vor der Kamera. Derart entstanden Postkartenmotive, die man zum Teil noch heute in den Souvenirläden am Obersalzberg kaufen kann.

Fragwürdige Broschüren sind allerdings in den vergangenen Jahren verschwunden: Das Dokumentationszentrum hat seinen Teil zur Aufarbeitung der Vergangenheit getan.

Für viele Amerikaner gehört der Ausflug auf den Obersalzberg bei einem Europabesuch ebenso zum Pflichtprogramm wie die "Sound-of-Music-Tour". Im Sommer fahren mehrmals täglich Touristenbusse von der Mozartstadt in die "Bavarian Mountains" und zum "Eagles Nest".

Der "Adlerhorst" - Hitlers imposantes Teehaus auf dem Kehlstein - ist heute noch eine der Hauptattraktionen. Rund 300.000 Menschen besuchen das "Eagles Nest" jedes Jahr. Die meisten ausländischen Gäste sind vom Panorama überwältigt, die Vergangenheit interessiert sie kaum. Auch nicht, dass die in Deutschland stationierten Amerikaner den Obersalzberg nach dem Zweiten Weltkrieg als Erholungsanlage für Soldaten nutzten. 1995 verließen sie übrigens den Berg, der an Bayern zurückgegeben wurde.

Das neue Hotel soll den Tourismus in der gesamten Region ankurbeln. Schließlich ist die Zahl der Nächtigungen im vergangenen Jahr um vier Prozent auf 2,2 Millionen zurückgegangen. Gabi Deml, Geschäftsführerin des Tourismus-Regionalverbandes, freut sich daher über den Qualitätsschub durch das neue Luxushotel. Die Schatten der Vergangenheit fürchtet sie nicht: Immerhin hatte der Obersalzberg als Urlaubsdestination schon einen Namen, bevor Hitler kam. Und an diese Tradition will man nun anknüpfen.

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