Rauschgift: Europas Hauptstädte für Kokain

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Rauschgift Europas Hauptstaedte fuer(c) APA (Helmut Fohringer)
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Die niederländische Hauptstadt Amsterdam und die flämische Metropole Antwerpen sind die Kokainhochburgen Europas, geht aus eine Studie der Universitäten der beiden Städte hervor.

Den haag. Nirgendwo in Europa wird mehr Kokain konsumiert als in Amsterdam und in Antwerpen: Die niederländische Hauptstadt und die flämische Metropole sind die Kokainhochburgen Europas, so eine Studie der Universitäten der beiden Städte. Demnach überholt Antwerpen sogar noch Amsterdam: Die Antwerpener ziehen sich täglich rund 1950 Milligramm Kokain je 1000 Einwohner durch die Nase. Pro 1000 Einwohner in Antwerpen werden täglich 20 Linien Kokain à 100Milligramm konsumiert. In Amsterdam liegt der Kokainverbrauch mit 1850 Milligramm je 1000 Einwohner nur wenig unter Antwerpener Verhältnissen. Zum Vergleich: In Brüssel sind es 500 Milligramm an Kokain die täglich per 1000 Einwohner zum Aufputschen verwendet werden. Der Kokainkonsum in Antwerpen und in Amsterdam liegt also rund viermal höher als in Brüssel.

Auch in Metropolen wie Paris, London, Berlin oder Mailand, wird weit weniger Kokain konsumiert als in den beiden Städten. In ganz Europa werden täglich 335 Kilogramm Kokain geschnupft. „Der Durchschnittsverbrauch von Kokain in den europäischen Großstädten liegt bei 700 Milligramm je 1000 Einwohner“, stellt der Toxikologe Alexander van Nuijs von der Universität Antwerpen fest.

Schmutzgewässer als „Quellen“

All diese Daten wurden unlängst in der renommierten Zeitschrift „Science of the Total Environment“ veröffentlicht. Toxikologen der Universitäten von Antwerpen und Amsterdam hatten dafür die Schmutzgewässer in der Kanalisation in 19 europäischen Städten in elf Ländern untersucht.

Ein weiteres Ergebnis – das allerdings Amsterdam-Kenner kaum überraschen wird – lautet: Nirgendwo in Europa wird so viel gekifft wie in der niederländischen Hauptstadt. Nirgendwo in anderen europäischen Städten wurden so hohe Cannabis-Konzentrationen in den Abwässern der Kanalisation gemessen wie in Amsterdam. Kanalisationen sind für Toxikologen wichtige „Quellen“: Denn die Restbestände der Drogen werden über den Urin aus dem Körper transportiert – sie können daher in den Schmutzgewässern der Kanalisation nachgewiesen und exakt gemessen werden. Aus diesem Grund gilt die jüngste europaweite Studie als besonders zuverlässig – weit mehr, als Umfragen es sind.

Partyhochburgen des Nordens

Aus der Studie geht außerdem hervor, dass in Osteuropa und in Skandinavien viel Methylamphetamine als Rauschmittel genutzt werden, also beispielsweise künstliche Drogen wie XTC-Pillen. Einzige Ausnahme: die niederländische Stadt Eindhoven. Dort ist der Methylamphetamin- und Amphetaminverbrauch signifikant höher als in anderen westeuropäischen Städten.

Dass Antwerpen und Amsterdam die Kokainkonsumzentren sind, wird damit erklärt, dass beide Städte große Häfen haben, über die die Drogen eingeschmuggelt werden können. Außerdem gelten sowohl Amsterdam als Antwerpen als Partyhochburgen und Städte, die bei jugendlichen Touristen besonders beliebt sind. In Amsterdam können weiche Drogen nach wie vor legal erworben werden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2012)

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