Jemen: Entführer verlangen mehrere Millionen Euro

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Straßensperren(c) AP (Hani Mohammed)
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Laut einem Zeitungsbericht fordern die Entführer drei bis fünf Millionen Euro für die Freilassung des gekidnappten Österreichers und des finnischen Paares.

Wien/Sanaa/som. Umgerechnet drei bis 5,3 Millionen Euro: So viel verlangen die jemenitischen Entführer angeblich für die Freilassung ihrer drei Geiseln, darunter ein 26-jähriger Österreicher. Dies berichtete die Zeitung „Yemen Post“ am Dienstag. Nach Angaben des Blattes könnte die Freilassung zwischen einer Woche und zwei Monaten dauern. Eine offizielle Bestätigung der Vermutung, dass das Terrornetzwerk al-Qaida in den Fall verwickelt ist, gibt es von jemenitischer Seite bisher nicht.

Der Sprachstudent und ein finnisches Paar waren am Freitag vergangener Woche gegen fünf Uhr nachmittags von Bewaffneten aus einem Uhrengeschäft in der Altstadt von Sanaa entführt worden. Seither fehlt von den Dreien jede Spur. Lokalen Medienberichten zufolge sollen sie im Ort Khawlan – rund 20 Kilometer westlich der Hauptstadt – festgehalten werden.

Kein Kommentar aus Wien

Diese Information sowie die angebliche Lösegeldsumme will das Außenministerium in Wien derzeit weder „bestätigen noch dementieren“, wie Martin Weiss, der Leiter der Pressestelle, im Gespräch mit der „Presse“ erklärt. Warum diese Vorsicht? Vonseiten der Entführer würden „als bewusste Strategie Fehlinformationen gestreut“ werden, um Druck zu machen, so Weiss. Aus diesem Grund halte man sich mit Kommentaren zu dem Entführungsfall zurück. Im Außenamt rechnet man offenbar damit, dass sich die Causa in die Länge ziehen könnte. Aus Erfahrung könne man damit rechnen, dass die Lösung des Falles „realistischerweise einige Zeit dauert“, erklärt Weiss. Zwar gebe es einige Fälle, in denen das Kidnapping schon nach einigen Tagen zu Ende war. „Es gibt aber auch Fälle, wo es Monate dauert.“ Weiss: „Man muss Geduld haben.“

Personelle Konsequenzen zieht das Außenamt erst einmal nicht: Anders als Finnland, das einen zusätzlichen Diplomaten nach Sanaa schickte, ist Österreich vor Ort nur durch einen Generalkonsul vertreten. Der österreichische Botschafter in Saudiarabien, Gregor Kössler, ist ebenfalls mit dem Fall betraut. Er kehrte aus dem Weihnachtsurlaub nach Riad zurück und pendelt „je nach Bedarf nach Sanaa“, sagt Weiss. Ansonsten vertraue man auf die Expertise der jemenitischen Behörden.

Entführungen im Jemen sind keine Seltenheit. Die Sicherheitslage in dem 24-Millionen-Einwohner-Land ist extrem brüchig. In den vergangenen 15 Jahren wurden laut Angaben der Nachrichtenagentur AFP mehr als 200 Menschen entführt, meist von Stämmen, die damit politische Forderungen an die Behörden durchsetzen wollten. Das Land im Süden der Arabischen Halbinsel gilt als Armenhaus der Region. Für den Jemen gilt aufgrund der unvorhersehbaren Sicherheitslage von österreichischer Seite schon seit Längerem eine Reisewarnung. Zudem wird allen im Land befindlichen Österreichern empfohlen, den Jemen zu verlassen. Derzeit befinden sich dort eine Handvoll Österreicher.

17 Tote bei Armeeoffensive

Unterdessen sind bei einer groß angelegten Offensive der Armee gegen bewaffnete Stammesmitglieder am Dienstag mindestens 17 Menschen getötet worden. Der Einsatz in der Region Marib östlich der Hauptstadt Sanaa habe sich gegen Kämpfer gerichtet, denen Sabotage an Jemens größter Erdöl-Pipeline vorgeworfen werde, sagten Stammesmitglieder. Der Ölexport ist eine bedeutende Einnahmequelle für die Regierung.

Zehn Stammesmitglieder und sieben Soldaten seien bei dem Armee-Einsatz in Wadi Habab getötet worden, sagten Stammesvertreter weiter. Zunächst hatten sie von vier getöteten Soldaten und sieben toten Stammeskämpfern gesprochen. Die Armee habe alle Arten von Waffen, darunter auch die Luftwaffe, eingesetzt, hieß es weiter. Die Stammesmitglieder kämpften demnach mit leichten Waffen und Panzerabwehrraketen. Die Behörden schätzen, dass ihnen allein 2012 durch Zerstörungen an Erdölleitungen Einnahmen in Höhe von 758 Mio. Euro entgingen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.12.2012)

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