Beamter überfährt Baby: Diskussion um Ein-Kind-Politik

Archivbild
Archivbild(c) AP (EUGENE HOSHIKO)
  • Drucken

Der Beamte wurde festgenommen. Mehrere Behördenmitarbeiter sollen die Familie bedrängt haben, weil sie gegen die Ein-Kind-Politik verstoßen hatte.

Der Tod eines 13 Monate alten Babys in China hat die öffentliche Debatte über die rigide Durchsetzung der Ein-Kind-Politik weiter angefacht. Ein Fahrer der für Familienplanung zuständigen Behörde und ein weiterer Mann seien unter dem Verdacht der fahrlässigen Tötung festgenommen worden, teilte die Verwaltung der Gemeinde Ruian in der Ostprovinz Zhejiang am Donnerstag mit. Nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua handelt es sich bei dem zweiten Festgenommen um einen ranghohen Lokalpolitiker der Kommunistischen Partei.

Noch ist der genaue Hergang des Vorfalls in Ruian unklar. Nach ersten Berichten hatten mindestens elf Beamte die Familie Chen bedrängt, weil es sich bei dem Jungen bereits um das dritte Kind der Familie handelte. "Sie forderten von uns ein Bußgeld zwischen 30.000 und 40.000 Yuan (3500 bis 4700 Euro), damit sie uns nicht festnahmen", sagte Chen Liandi, der Vater des toten Kindes, laut Xinhua. Örtliche Medien berichteten, das Kleinkind sei unter ein Auto der Behörde geraten, als sich die Eltern gegen ihre Festnahme gewehrt hätten.

Unpopuläre Geburtenkontrolle

Im Internet bezeichneten viele Chinesen den Vorfall als sinnbildlich für die Brutalität der Behörde. "Die Familienplanung dient dazu, Menschen zu töten", schrieb ein Nutzer auf der chinesischen Mikroblog-Plattform Sina Weibo. Die zunehmend unpopuläre Geburtenkontrolle gestattet nur einigen ethnischen Minderheiten sowie Partnern, die beide Einzelkinder waren, mehr als einen Nachkommen. Angesichts Chinas rapide alternder Bevölkerung mahnen auch Experten zunehmend Reformen an.

Mit 1,3 Milliarden Menschen ist China das bevölkerungsreichste Land der Welt. Um das Bevölkerungswachstum einzudämmen, gilt seit den späten 1970er Jahren die sogenannte Ein-Kind-Politik. In Städten lebende Paare dürfen nur ein Kind bekommen, Paare auf dem Land dürfen ein zweites Kind bekommen, wenn das erste ein Mädchen ist. Verstoßen sie gegen die Regel, müssen sie hohe Strafen zahlen. Menschenrechtsgruppen zufolge werden zahlreiche Frauen zur Abtreibung gezwungen. Für Empörung sorgte im vergangenen Sommer der Fall einer jungen Frau, die im siebten Schwangerschaftsmonat zur Abtreibung gezwungen worden war.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.