Für Buchrechte lukrierte Knox vier Millionen Dollar. ABC erhielt den Zuschlag für Exklusivinterview.
Wien. Womöglich wird Harper Collins das für den 30. April avisierte Erscheinungsdatum des Buchs „Waiting to be Heard“ ein wenig vorverlegen. Um kolportierte vier Millionen Dollar erwarb der US-Verlag im Wettbieten die Rechte am angeblichen „Tell-all-Tale“ der Amanda Knox, der Sicht der Dinge der 25-jährigen Studentin, die sich nach ihrer Freilassung an der Universität des Bundesstaats Washington in einen Kurs für „kreatives Schreiben“ eingetragen hat. Ob und wie kreativ ihre Schilderung der Mordnacht am Allerseelentag 2007 ausfällt, wird die Nation auf die Folter spannen.
Für die PR-Profis könnte das Timing jedenfalls nicht besser sein. Diane Sawyer, TV-Moderatorin der ABC-Abendnachrichten, die sich ganz dem Boulevard verschrieben haben, hat sich die Rechte für ein Exklusivinterview gesichert. Sie hat dabei Konkurrenz wie das Magazinformat „60 Minutes“ von CBS ausgestochen.
Während der vierjährigen Haft und des sich hinziehenden Verfahrens haben die Morning-Shows des US-Fernsehens das Schicksal der Austauschstudentin aus Seattle geradezu mit Obsession verfolgt, die Story um Sex, Drogen und Mord sollte die Quoten in die Höhe treiben. Die geschiedenen Eltern des vermeintlichen „Unschuldsengels“ wurden zu Stammgästen in den Talk-Shows.
Als Amanda Knox vor eineinhalb Jahren freikam, da überschlugen sich die US-Medien mit atemlosen „Breaking News“ aus dem fernen Perugia. Nach ihrer Rückkehr wurde sie abgeschirmt von der Öffentlichkeit, und es wurde ruhig um sie. Selbst der Besuch ihres Exfreunds Raffaele Sollecito in Seattle sorgte lediglich für eine Randnotiz. Mit der Beschaulichkeit ist es jetzt schlagartig vorbei.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2013)