Lebensmittelskandal: Jedes 20. Fleischprodukt enthält Pferd

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Pferdefleisch(c) APA/KARIN ZEHETLEITNER (KARIN ZEHETLEITNER)
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Das Ergebnis der EU-weiten DNA-Tests: Falsch etikettiertes Pferdefleisch ist weit verbreitet. Für die Gesundheit besteht aber keine Gefahr.

Brüssel. „Lebensmittelsicherheit nicht beeinträchtigt“ – so lautet das Fazit der Kommission zu den europaweiten Untersuchungen im Zusammenhang mit falsch etikettiertem Pferdefleisch. Im Auftrag der EU-Mitglieder ließ die Behörde im Laufe des vergangenen Monats knapp 8000 Stichproben analysieren. Untersucht wurde einerseits, ob für den Konsum vorgesehene Pferde mit dem Medikament Phenylbutazon behandelt wurden, und andererseits, in welchem Ausmaß Fleischwaren in der EU nicht gekennzeichnetes Pferdefleisch enthalten.

Der Titel der gestern Nachmittag veröffentlichten Untersuchungsergebnisse deutet darauf hin, welchen Spin die EU-Kommission dem Thema geben möchte. Denn in der Tat ist Phenylbutazon in der Lebensmittelproduktion eine Ausnahmeerscheinung – nur 0,5 Prozent der in Schlachthäusern entnommenen Proben waren mit dem Medikament kontaminiert. Phenylbutazon wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend und wird vor allem bei Rennpferden eingesetzt – auch als Dopingmittel –, ist aber in Lebensmitteln nicht erlaubt. Insgesamt wurden EU-weit 3115 Pferdekörper auf Phenylbutazon getestet. Auf Österreich entfielen sieben Proben – alle negativ. Die größte Häufung von positiven Ergebnissen gab es in Großbritannien, wo von 836 Proben 14 Rückstände von Phenylbutazon enthielten.

Ganz anders schauen allerdings die Zahlen bezüglich des Fleischgehalts aus: In knapp fünf Prozent der im Laufe des März von den nationalen Kontrollinstanzen geprüften Lebensmittel (insgesamt 4144 Stichproben) waren Spuren von Pferde-DNA zu finden. Anders formuliert: Jedes 20. Fleischprodukt in der EU enthält nicht deklariertes Pferdefleisch. Parallel dazu wurden im Auftrag der Lebensmittelproduzenten und -händler knapp 8000 weitere Tests durchgeführt. Hier war die Häufigkeit von Pferde-DNA mit 1,4 Prozent deutlich geringer.

Spitzenreiter Griechenland

Hinter diesen Zahlen verstecken sich aber erheblich regionale Unterschiede. In Griechenland beispielsweise waren von 201 behördlich getesteten verarbeiteten Fleischwaren gleich 33 (16,4 Prozent) mit Pferd versetzt, in Frankreich waren es 17 von 153 (11,1 Prozent) und in Österreich eine von 80 Proben. Die Tests im Auftrag der Produzenten zeichnen ein anderes Bild – hier wurde die größte Häufung an Pferde-DNA in Ungarn (9 von 20 Proben), Deutschland (12 von 156) und Italien (28 von 388) registriert.

Die Schlussfolgerung von dem für Gesundheitsfragen zuständigen Kommissar Tonio Borg: „Die Ergebnisse bestätigen, dass es hier um Lebensmittelbetrug geht, die Lebensmittelsicherheit aber nicht betroffen ist.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2013)

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