Die "Geschworene B-37" nimmt als erstes Jury-Mitglied zum Freispruch des Todesschützen Zimmerman Stellung. Sie zeigt Sympathie für den Angeklagten, eine schwarze Zeugin nennt sie "bemitleidenswert".
Es ist dunkel als die "Geschworene B-37" zu sprechen beginnt. Sie wirkt verstört, traurig. Zu erkennen sind lediglich ihre Schultern, und dass sie längeres Haar hat. "Die Leute sollen wissen, dass wir alles gegeben haben, um zu diesem Urteil zu kommen", sagt sie mit zitternder Stimme. Gemeint ist der Freispruch im Prozess um den Tod des schwarzen Teenagers Trayvon Martin, der die USA derzeit in Aufruhr versetzt.
B-37 ist die erste der sechs Geschworenen, die zu der Causa Stellung bezieht. Zu Beginn der 16-stündigen Beratungen seien drei Jury-Mitglieder für einen Freispruch für den angeklagten Todesschützen George Zimmerman gewesen, die drei anderen hätten den Fall zunächst als Totschlag bewerten wollen, erzählte sie dem US-Nachrichtensender "CNN" in der Nacht auf Dienstag. Erst nach Stunden der Debatte und wiederholtem Lesen der gesetzlichen Bestimmungen sei Einigkeit darüber erzielt worden, dass Zimmerman freigesprochen werden müsse. "Wir haben es uns nicht leicht gemacht. Wir haben stundenlang diskutiert. Und am Ende haben wir geweint", beteuerte die Managerin im CNN-Interview.
"Beide hätten auch weggehen können"
Aus dem Prozess habe sich für sie das Bild ergeben, dass Martin Zimmerman angegriffen habe, sagte die Geschworene. Der Angeklagte, den sie "George" nennt, habe "ohne Zweifel" um sein Leben gebangt. Die dann folgende tödliche Auseinandersetzung sei jedenfalls eine "Tragödie". Beide Beteiligten seien dafür mitverantwortlich, dass sie in diese Situation hineingeraten seien. "Beide hätten auch weggehen können", schluchzte die Frau.
Sie sei aber davon überzeugt, dass Zimmerman "das Herz am rechten Fleck hat - aber es wurde beeinflusst durch den Vandalismus in der Gegend. Er wollte diese Leute unbedingt erwischen und ist dadurch etwas zu weit gegangen." Zimmerman habe sich sicher nicht richtig verhalten, doch das sei "verständlich". Immerhin habe es in der Region zuletzt zahlreiche Einbrüche gegeben, weshalb "George" den 17-Jährigen für einen Räuber gehalten habe.
"Bemitleidenswerte" schwarze Zeugin
Während sie im Interview große Sympathie für "George" zeigte, äußerte sie sich in Bezug auf jene Zeugen, die für Martin aussagten, deutlich kritischer. Ein schwarzes Mädchen etwa nannte sie "bemitleidenswert und ungebildet". Sie habe die Hälfte der Wörter ihrer Aussage aufgrund der von der Jugendlichen verwendeten Sprache gar nicht verstanden.
Dennoch betonte sie, dass die Tatsache, dass Martin ein Afroamerikaner war, bei den Beratungen der Jury keine Rolle gespielt habe. "Spanisch, weiß, asiatisch .... George hätte auf gleiche Weise reagiert", sagte die Geschworene. Zimmerman habe "ohne Zweifel" um sein Leben gebangt. "Er hatte ein Recht, sich selbst zu verteidigen."
Landesweite Proteste halten an
Der Nachbarschaftswächter Zimmerman, Sohn einer peruanischen Mutter und eines weißen US-Bürgers, hatte Martin am Abend des 26. Februar 2012 nahe Orlando erschossen. Obwohl der schwarze Jugendliche unbewaffnet war, ließ die Polizei den Schützen zunächst laufen. Dabei berief sie sich auf ein Gesetz, das Bürgern in Florida ein weitgehendes Selbstverteidigungsrecht einräumt. Zimmerman hatte erklärt, dass Martin ihn zuerst attackiert habe.
In der Nacht zum Montag hatten in New York, San Francisco, Chicago, Los Angeles und anderen Städten tausende Menschen gegen das Urteil aus Florida protestiert.
(APA/AFP/Red.)