Der teure Tod des rumänischen „Roma-Königs“

 Roma-König Florin Cioaba II. bei einem Besuch der „Presse“ in seinem „Palast“ in Sibiu.
Roma-König Florin Cioaba II. bei einem Besuch der „Presse“ in seinem „Palast“ in Sibiu.(c) Thomas Roser
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Die hohe Krankenhausrechnung für den in der Türkei verstorbenen „Roma-König“ Florin Cioaba sorgt für großen Wirbel.

Belgrad. Seine Krone hatte der erfolgreiche Geschäftsmann meist im Safe. Aber auch ohne sie wusste Rumäniens am Sonntag verstorbener „Roma-König“ Florin Cioaba II. in seinem mit vergoldeten Sesseln möblierten Empfangsraum in Sibiu königliche Würde zu verbreiten: Als Statussymbol hatte der Unternehmer, er war in der Metallbranche tätig, vor seinem eher schmucklosen Anwesen einen glänzend polierten Maybach geparkt.

Aber ausgerechnet das liebe Geld, in dem er zu Lebzeiten schwamm, macht seinen Nachfahren zu schaffen: Es geht um rund 260.000 Euro, die jene Herzklinik im türkischen Antalya, wo er zuletzt vergeblich behandelt worden war, von seinen Erben verlangt. Sein Sohn hält das für viel zu teuer.

Wie sein Vater Ion fünf Jahre zuvor hatte sich auch Florin 1997 auf einem Roma-Treffen per Akklamation zum König küren lassen. Zwar wurde ihm der Titel von dem in der Nachbarschaft lebenden „Kaiser“ Julian Radulescu I. streitig gemacht; doch das Wort des Roma-Königs hatte auch außerhalb Sibius Gewicht. Florin unterhielt zu allen Regierungen Rumäniens gute Kontakte und zählte zur Prominenz. Doch wie seinen mit 62 verstorbenen Vater sollte auch ihn ein Herzleiden mit 58 Jahren recht früh aus dem Leben reißen, da half die Behandlung in der türkischen Klinik nichts mehr.

Beileidsbezeugungen verstummen

Salbungsreich hatten Rumäniens Politiker, darunter Präsident Traian B?sescu, noch vor dessen Tod Florins Verdienste gewürdigt. Doch die Nachricht, dass sein Sohn Dorin die Übernahme der Spitalsrechnung durch den Staat fordere, ließ die Beileidsbezeugungen verstummen. Der Staat wolle seinen Bürgern helfen, versicherte Premierminister Victor Ponta, schloss aber Gefälligkeiten aus Steuergeldern für Prominente aus.

Sauer reagierte die Emigrantenpartei Rumänische Identität in Italien auf die Bitte der Roma-Monarchenfamilie: Seit Langem ignoriere Bukarest jegliche Bitte um Hilfe für Angehörige von in Italien verstorbenen Gastarbeitern. Hilfe für den reichen Cioaba-Clan sei ein „kolossaler Affront gegen die Diaspora ehrlicher Bürger“.

Die Königsfamilie fühlt sich zu Unrecht an den Schandpfahl gestellt. Er habe die Regierung nie um Geld, sondern um konsularische Hilfe im Streit mit der Klinik gebeten, sagt Dorin Cioaba. Man könne die Rechnung wohl zahlen, aber die Klinik habe die Summe überhöht, weil der Patient der König gewesen sei. Ohne Geld wolle das Spital den Körper nicht herausrücken, das sei Erpressung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.08.2013)

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