Flüchtlinge verdurstet: Staatstrauer in Niger

(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
  • Drucken

Nachdem 92 Flüchtlinge in der Wüste starben, will Niger keine Frauen und Kinder mehr dorthin lassen.

Niamey. Sie waren auf der Suche nach einem besseren Leben – und gingen elendiglich zugrunde: Am Freitag begann im afrikanischen Niger eine dreitägige Staatstrauer für jene 92 Migranten, deren teilweise schon stark verweste Überreste am Donnerstag im Norden des Binnenlandes an der Grenze zu Algerien in der Sahara gefunden worden waren.

Die Migranten (52 Kinder, 33 Frauen und sieben Männer), offenbar allesamt nigrische Staatsbürger, wollten sich zumindest bis nach Nordafrika durchschlagen, um dort Arbeit zu finden oder zu betteln, doch eines der Fahrzeuge gab in der Wüste den Geist auf. Das zweite, das daraufhin umkehrte, um Ersatzteile zu besorgen, brach ebenfalls zusammen. 25 Kilometer von der Unglücksstelle entfernt befand sich offenbar ein Brunnen, die Flüchtlinge konnten ihn aber nicht mehr rechtzeitig erreichen. 19 Menschen aus der Gruppe hatten es offenbar geschafft, sich bis Algerien durchzuschlagen, wurden aber wieder nach Niger zurückgeschafft, zwei weiteren gelang die Rückkehr nach Arlit, von wo sie aufgebrochen waren.

Die Regierung in Niamey hat nur einen Tag später eine erste Maßnahme verkündet, mit der sie solche Tragödien künftig eindämmen will: Frauen und Kindern soll es verboten sein, von der Stadt Arlit aus weiter in den Norden zu reisen. Die Frage ist freilich, wie das bitterarme Land, das lediglich reich an Uran ist, dies effektiv kontrollieren und umsetzen will.

Von Schakalen gefressen

Wie Rettungskräfte der BBC berichteten, seien die Leichen bereits in fortgeschrittenem Zustand der Verwesung gewesen und teilweise – vermutlich von Schakalen – gefressen worden.

Niger liegt an einer wichtigen Transitroute für (Armuts)- Flüchtlinge aus dem subsaharischen Afrika Richtung Maghreb und von dort eventuell weiter nach Europa. Laut Zahlen der UNO versuchen rund 80.000 Menschen pro Jahr, sich durch die Wüste im Norden Nigers durchzuschlagen. Das Land gehört selbst zu den ärmsten der Welt und wird immer wieder von Hungersnöten und Dürrekatastrophen heimgesucht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 02.11.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.