Das Land gilt als Vorbild, wenn es um Frühwarnsysteme vor Naturkatastrophen geht. Dennoch hat Taifuns „Haiyan“ hat ganze Städte ausgelöscht. Weitere Stürme werden erwartet.
Bangkok/Manila. Vier Tage nachdem der verheerende Taifun „Haiyan“ über die Philippinen gefegt ist, hatten auch am Montag Rettungshelfer und das Militär damit zu kämpfen, Hilfsgüter zu hunderttausenden Bewohnern zu bringen. Die Rettungsbemühungen wurden in den am schwersten betroffenen Regionen dadurch erschwert, dass viele lokale Behörden von dem Unwetter selbst schwer getroffen wurden. Daher konnten sie keine Hilfe bereitstellen, sagte der philippinische Präsident, Benigno Aquino III.
In der Nacht auf Dienstag startete der US-Flugzeugträger "USS George Washington" aus Hongkong "mit Volldampf" in Richtung Philippinen, wie ein Pentagon-Sprecher in Washington sagte. Er hat 5000 Marinesoldaten und mehr als 80 Flugzeuge und Helikopter an Bord. Begleitet werde er von zwei Kreuzern und einem Zerstörer der US-Marine. Zwei weitere Schiffe seien bereits unterwegs. Die Schiffe und Hubschrauber mit ihren Besatzungen sollten helfen, Hilfsgüter zu verteilen. Die Soldaten sollten auch bei der medizinischen Versorgung eingesetzt werden.
Neuer Sturm zieht auf
Helfer und Experten berichten indes von immer neuen Schreckensszenarien im Katastrophengebiet. So hat der Sturm offenbar die Stadt Guiuan im Osten des Landes weitgehend zerstört. Die 35.000-Einwohner-Stadt Baco in der Provinz Oriental Mindoro steht Berichten zufolge zu 80 Prozent unter Wasser. Präsident Aquino hat hunderte Soldaten in Tacloban stationiert, um weit verbreitete Plünderungen zu stoppen.
Besonders große Sorge bereiten Berichte, wonach bereits in Kürze der nächste Sturm das Katastrophengebiet heimsuchen wird. Am Dienstag soll das tropische Tief Zoraida auf den Südosten der Philippinen treffen. Es ist um ein Vielfaches schwächer als der verheerende Supertaifun Haiyan, könnte aber große Mengen Regens mit sich bringen, was die Rettungsbemühungen weiter erschweren könnte.
Noch keine Opferzahlen
Noch immer ist es nicht annähernd klar, wie viele Menschen bei dem Wirbelsturm – der einer der stärksten aufgezeichneten Stürme aller Zeiten war – gestorben sind. Die Behörden gehen von tausenden Toten allein auf der Insel Leyte aus. Da aber Berichten zufolge entlang der Küste eine mehrere Meter hohe Sturmflut ganze Dörfer weggerissen hat, könnte die Zahl der Todesopfer deutlich ansteigen.
Dabei hat sich das Land auf die drohende Naturkatastrophe vorbereitet. Die Philippinen werden jedes Jahr von etwa 20 Taifunen heimgesucht. Der Präsident hat die Katastrophenvorsorge zu einer der obersten Prioritäten seiner Regierung erklärt. Beinahe eine Million Menschen waren aus Hochrisikogebieten evakuiert worden, bevor der Taifun am Freitag auf Land getroffen ist. Dass eine mehrere Meter hohe Flutwelle beinahe die gesamte 220.000-Einwohner-Stadt Tacloban auslöschen würde, habe niemand voraussehen können, sagen Experten.
Reynaldo Balido vom Nationalen Rat für Risikominderung sagte, viele Bewohner der Stadt seien in Evakuierungszentren ertrunken, als diese von der Flutwelle erfasst worden seien. „Sie sind den Anweisungen gefolgt. Der Sturm war zu stark.“ Die Philippinen erhalten regelmäßig positive Bewertungen, wenn es um die Vorkehrungen gegen Naturkatastrophen geht; schon seit Ende der 1970er-Jahre arbeiten die Behörden eng mit internationalen Organisationen und Hilfsorganisationen zusammen. Ebenfalls seit Jahren arbeiten die Behörden an Karten von Gebieten, die potenziell von Überschwemmungen und Erdrutschen heimgesucht werden könnten. Dazu gehören umfangreiche Frühwarnsysteme. Erst vor wenigen Jahren wurden zehn neue Radaranlagen in der östlichen Bicol-Region installiert, mit denen Taifune rechtzeitig erkannt werden können – und die dabei helfen sollen, deren genauen Kurs auszumachen.
Warnung per SMS
In den vergangenen Jahren haben die Philippinen auch massiv in Rettungsgeräte und in die Verbesserung der Informationsverbreitung investiert. Überall im Land lagern die Behörden zudem Notfallrationen, um sie im Katastrophenfall schnell zu den Betroffenen bringen zu können.
Derzeit arbeitet die Regierung mit den Mobilfunkanbietern des Landes an einem zusätzlichen Frühwarnsystem. Künftig sollen Warnungen vor bevorstehenden Naturkatastrophen – neben Warnungen im Radio und Fernsehen – massenhaft per SMS verbreitet werden.
SPENDENKONTEN
Österreichisches Rotes Kreuz
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Kennwort: Überflutungen Philippinen
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PSK 7.700.004, BLZ 60.000
Kennwort: Taifun Katastrophe
World Vision Österreich
Erste Bank Kto.-Nr 80080081800, BLZ 20111
Kennwort: Philippinen
Ärzte ohne Grenzen
PSK 930.40.950, BLZ 60.000
Kennwort: Philippinen
Diakonie Katastrophenhilfe
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Spendenzweck: Taifun
UNICEF
PSK 15 16 500, BLZ 60.000
Stichwort: Kinder Philippinen
Kindernothilfe Österreich
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Hilfswerk Austria
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2013)