Italien: Das große Aufräumen nach der Flut

(c) Reuters (TONY GENTILE)
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Nach Sardinien haben schwere Unwetter nun auch das italienische Festland getroffen.

Rom/Olbia. Nachdem schwere Unwetter auf der Mittelmeerinsel Sardinien mehrere Tote gefordert hatten, war in der Nacht auf Mittwoch auch das Festland betroffen. Besonders in den Regionen Latium, Apulien und Kalabrien waren etliche Straßen überflutet. Allein in der Stadt Cantazaro sollen die Schäden rund zehn Millionen Euro betragen. Hochwasser wurde auch in Venedig registriert, in Rom war die Feuerwehr im Dauereinsatz.

Unterdessen wurden auf Sardinien die ersten Opfer begraben. Viele Teilnehmer der Trauerzeremonie hielten einen weißen Luftballon, in Erinnerung an Enrico (3), der mit seinem Vater in den Fluten umgekommen ist. Zu den Opfern gehört auch eine vierköpfige Familie aus Brasilien, die nicht aus ihrer Kellerwohnung fliehen konnten. Aus einem Wagen in der Nähe der Hafenstadt Olbia – die am stärksten betroffene Gegend – konnten eine Frau und ihre Tochter nur mehr tot geborgen werden. Bisher starben laut offiziellen Angaben 16 Personen, wobei noch weiter nach Vermissten gesucht wird. Am Mittwoch wurde auch mit den Aufräumarbeiten begonnen, die Straßen sind weitgehend wieder befahrbar. Über 2300 mussten die erste Nacht nach dem Unwetter in Notunterkünften verbringen, die Zahl sank zwischenzeitlich auf rund 1700.

Kritik an Zivilschutz

Grund dafür ist auch, dass viele Einwohner und Besitzer von Ferienunterkünften ihre Wohnungen für die Obdachlosen geöffnet haben. Auch der Ex-Formel-1-Manager Flavio Briatore soll sein Feriendorf für die Opfer freigegeben haben. Pfarrhäuser haben vor allem ältere Obdachlose aufgenommen, die italienische Bischofskonferenz hat als Soforthilfe eine Million Euro zur Verfügung gestellt. Ministerpräsident Enrico Letta, der am Dienstag in Olbia eintraf, hat 20 Millionen Euro an Hilfsgeldern versprochen. Das sardische Regionalparlament wolle fünf Millionen Euro zuschießen.

Während der Aufräumarbeiten wurde allerdings der Zivilschutz stark kritisiert. Sie hätten das wirkliche Ausmaß – sintflutartige Regenfälle – nicht der Bevölkerung vermittelt, sondern nur „reguläre“ Unwetter prognostiziert. Der Chef des Zivilschutzes, Franco Gabrielle, hat die Vorwürfe zurückgewiesen: „Die Niederschläge waren ein absolut außerordentliches Ereignis.“

Von den Unwettern sind auf der Insel insgesamt 20.000 Menschen betroffen. Papst Franziskus hat zu Solidarität mit den Opfern aufgerufen.  (APA/Red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.11.2013)

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