Lampedusa: Politiker quartiert sich in Auffanglager ein

Flüchtlinge auf der Insel Lampedusa.
Flüchtlinge auf der Insel Lampedusa.(c) EPA (Giuseppe Lami)
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Seit der Flüchtlingstragödie mit über 360 Toten habe sich nichts geändert, kritisiert der italienische Parlamentarier.

Ein italienischer Parlamentarier ist am Sonntag im Flüchtlings-Auffanglager der Insel Lampedusa eingezogen. Er wolle somit seine Solidarität mit den Flüchtlingen auf der Insel signalisieren, sagte der Parlamentarier der Mitte-links-Gruppierung „Demokratische Partei“, Khalid Chaouki, der marokkanischer Abstaimmung ist.

„Ich habe beschlossen, hierzubleiben, weil sich seit der Flüchtlingstragödie mit über 360 Toten vor Lampedusa (Anm., Anfang Oktober) für die Migranten nichts geändert hat“, betonte der Parlamentarier nach Angaben der römischen Tageszeitung “La Repubblica” am Sonntag. Hunderte Migranten seien gezwungen, in der Kälte und in unwürdigen Bedingungen im Auffanglager zu leben, protestierte der Parlamentarier.

Video sorgt für Aufregung

Seit Tagen tobt in Italien ein Streit über die Behandlungen von Flüchtlingen auf Lampedusa. Bilder, die von RAI gesendet wurden, zeigten, wie sich Migranten in dem dortigen Flüchtlingslager reihenweise im Freien nackt an einer Wand aufstellen müssen, um dann in der winterlichen Kälte mit einem Mittel gegen die Krätze abgespritzt zu werden (mehr zu dem Schockvideo). Die italienische Regierung hatte daraufhin den Vertrag mit der Genossenschaft aufgelöst, die für die Verwaltung des Flüchtlingslagers auf der Insel Lampedusa zuständig ist.

Die Zahl der Migranten, die über das Mittelmeer nach Italien flüchten, hat sich in diesem Jahr mehr als verdreifacht. Im ablaufenden Jahr haben nahezu 43.000 Migranten das Land erreicht, darunter allein gut 11.000 Syrer, teilte Innenminister Angelino Alfano am Freitag in Rom mit. Im Vorjahr waren es insgesamt etwas mehr als 13.000 Flüchtlinge gewesen.

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