Antarktis: Auch die Eisbrecher sind machtlos

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Die 74 Insassen des Schiffs Akademik Schokalskiy, das vor dem Adélieland im Eis festsitzt, müssen warten: Schlechtwetter verhinderte auch zu Wochenbeginn eine Rettung.

Canberra/Hobart. Rückschlag bei der Bergung des in der Antarktis seit Tagen im Eis festsitzenden Forschungs- und Kreuzfahrtschiffs Akademik Schokalskiy: Wegen dichten Schneetreibens und heftiger Winde musste der australische Eisbrecher Aurora Australis, der das Schiff mit 74 Menschen an Bord am Montag loseisen wollte, umkehren. Auch eine Rettung per Hubschrauber war angesichts des Wetters vorerst unmöglich.



Die Aurora Australis kam dem Forschungsschiff, das seit dem Heiligen Abend rund 100 Seemeilen vor der französischen Antarktis-Station Dumont D'Urville im französischen Antarktis-Sektor Adélieland festsitzt, zuvor auf rund zehn Seemeilen (18,5 Kilometer) nahe. Das Adélieland befindet sich ziemlich genau südlich des australischen Bundesstaates Tasmanien. Dort liegt auch der nächste Hafen der Australier, Hobart, und zwar in rund 2700 Kilometern Entfernung. Das australische Schiff kann bis zu 1,60 Meter dicke Eisschichten durchbrechen, die Akademik Schokalskiy steckt aber in drei Meter dickem Eis. Am Samstag musste deswegen bereits der chinesische Eisbrecher Schneedrache aufgeben, nachdem er sich bis auf sechseinhalb Seemeilen an das Schiff im Eis herangekämpft hatte.

Auf historischer Route

Die Expedition folgt einer Route, die der australische Antarktis-Pionier Douglas Mawson (1882–1958) vor 100 Jahren entdeckt hat. Unter den 74 Insassen sind auch 26 Touristen, vor allem aus Australien, Neuseeland und Großbritannien, die mit einem Klimaforscher unterwegs sind. Sollte es nicht gelingen, das Forschungsschiff in absehbarer Zeit auf das offene Meer zu schleppen, ist der letzte Ausweg, die Insassen per Hubschrauber auszufliegen. Auf den Eisbrechern der Chinesen und Australier sind Helikopter stationiert, allerdings müsste sich für einen Einsatz zunächst das Wetter deutlich verbessern. Auch der französische Eisbrecher Astrolabe ist im Einsatzgebiet eingetroffen.

Einer der Expeditionsleiter, der australische Professor Chris Turney, sagte per Internet-Telefon, die Leute an Bord des 72 Meter langen Forschungsschiffs, das nach einem russischen Ozeanografen benannt und Anfang der 1980er in Finnland für die UdSSR gebaut worden ist, seien guter Dinge. „In der Antarktis sind die Bedingungen so extrem, dass man nie Vorhersagen machen kann.“ Die Vorräte auf dem Schiff mit Heimathafen Wladiwostok dürften ohne Rationierung für mehrere Wochen reichen. (wg/ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2013)

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