Spanien: Pensionistenmorde auf Mallorca

(c) EPA (MONTSERRAT T. DIEZ)
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Nach brutalen Raubüberfällen starben ein Schweizer und ein Deutscher. Die Ferieninsel sei zum „Paradies für Mafiabanden“ geworden, warnen Medien.

Palma de Mallorca. Nach dem zweiten tödlichen Raubüberfall auf Pensionisten binnen weniger Monate wächst auf der Ferieninsel Mallorca die Angst: Zu Jahresbeginn starb ein 77-jähriger Schweizer an den Folgen seiner Verletzungen, die er bei einem brutalen Überfall in seiner Villa im Norden der Insel erlitten hatte. Vieles deutet darauf hin, dass dieselben skrupellosen Täter dahinterstecken, die vier Monate zuvor einen Deutschen überfallen und ermordet haben. Mallorca werde zunehmend „ein Paradies für die Mafia“, warnt die Zeitung „Diario de Mallorca“. Die Insel habe sich in ein „Rückzugsgebiet für das internationale Verbrechen verwandelt“.

Der Schweizer Kurt S. wurde Ende Dezember in seiner Finca im Urlaubsort Pollensa attackiert. Die Täter hatten den pensionierten Hoteldirektor offenbar ausspioniert. Zwei maskierte Männer bedrängten ihn, als er morgens aus seinem Haus gehen und die Zeitung aus dem Briefkasten holen wollte. Sie schleppten ihn in die Villa und sperrten seine spanische Ehefrau ins Bad. Dann folterten sie ihn, brachen ihm die Knochen – offenbar, um zu erfahren, wo sich Wertsachen befanden. Später flüchteten sie ohne größere Beute, ließen den schwer verletzten Mann zurück, der im Krankenhaus starb.

Ganz ähnlich lief Ende August der tödliche Überfall auf den 65-jährigen Deutschen Rainer V. und seine Frau Irene ab. Das Gastronomen-Ehepaar wurde in einer Wohnung im Ferienort Sa Coma angegriffen. Zwei Angreifer mit Motorradhelmen prügelten immer wieder auf die gefesselten Pensionisten ein, sie wollten ein Geldversteck finden. Rainer V., der angeblich kurz zuvor sein Restaurant an „russische Investoren“ verkauft hatte, starb in der Wohnung, seine Frau überlebte.

Polizei hat noch keine Spur

„Das ist die Handschrift von Verbrechern aus dem Ostblock“, empörte sich nach der jüngsten Gewalttat ein deutscher Inselbewohner in der Leserbriefspalte einer mallorquinischen Zeitung. Auch nach dem vorangegangenen Raubmord an Rainer V. war in Residentenkreisen der Verdacht geäußert worden, dass eine osteuropäische Bande hinter der Tat stecken könnte. Die Polizei schließt nichts aus, tappt aber wohl noch im Dunkeln und schweigt. Im Jahr 2013 sind mehrere organisierte Verbrechergruppen auf der Baleareninsel zerschlagen worden.  (ze)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2014)

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