Alte Väter haben öfter kranke Kinder

Vater mit Tochter
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Eine schwedisch-amerikanische Studie besagt, Männer ab 45 Jahren zeugen viel häufiger Kinder mit psychischen Problemen. Die Gründe dafür liegen nicht im Verhalten, sie sind biologischer Natur.

Stockholm. Auch bei Männern tickt die biologische Uhr gnadenlos. Bisher waren es vor allem Frauen, die sich mit zunehmendem Alter Sorgen um ihre körperliche Fähigkeit machten, ein gesundes Kind zur Welt bringen zu können.

Aber eine schwedisch-amerikanische Studie legt nun nahe, dass auch Männer darauf achten sollten, sich den Kinderwunsch nicht allzu spät zu erfüllen. Demnach spielt das Alter des Mannes eine bedeutend größere Rolle für die Gesundheit des Kindes als bisher angenommen.

Autismus, Selbstmordtendenz

Im Vergleich zu relativ jungen Vätern, die ihre Kinder mit 20 bis 24 Jahren zeugen, laufen Männer, die mit 45 Jahren und älter Vater werden, deutlich häufiger Gefahr, ein Kind zu bekommen, das eine psychische Störung aufweist. Die Untersuchung wurde vom Karolinska-Institut in Stockholm und der Indiana University in den USA durchgeführt. Die Studie umfasste 2,6 Millionen Menschen, die zwischen den Jahren 1973 und 2001 in Schweden das Licht der Welt erblickten. Das Alter der Väter dieser Personen wurde mit dem zentralen schwedischen Diagnoseregister für psychische Erkrankungen verglichen. Das Ergebnis wurde im amerikanischen Fachmagazin „Jama Psychiatry“ veröffentlicht.

Demnach ist das Risiko für ein Kind mit altem Vater, später im Leben bipolare Störungen zu entwickeln, 25-mal größer als bei Vätern zwischen 20 und 24 Jahren. Das Risiko für Autismus ist bei älteren Vätern 3,5-mal höher. Das Risiko für die Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) ist 13-mal höher und das Risiko für psychotische Erkrankungen zweimal höher.

Auch konnten die Forscher deutlich erhöhte Risken für Selbstmordtendenzen und Drogenmissbrauch erkennen, heißt es vom Karolinska-Institut, das auch die Nobelpreise in den Naturwissenschaften vergibt.

Risken steigen stark an

Dabei steigt das Risiko anscheinend proportional mit dem Alter des Mannes an. „Frühere Forschungen haben ähnliche Resultate gezeigt, aber unsere Studie zeigt, dass der Effekt durch alte Väter viel größer ist als bislang angenommen“, so Paul Lichtenstein, Professor für genetische Epidemiologie am Karolinska-Institut gegenüber der schwedischen Zeitung „Dagens Nyheter“.

Verhalten nicht entscheidend

Frühere Studien zu diesem Thema vermuteten, dass es andere Einflussfaktoren gebe und das Alter des Vaters an sich keine so große Rolle spiele. So wurde ins Feld geführt, das ältere Väter sich einfach anders benehmen als junge. Die Forscher der aktuellen Studie unterstreichen jedoch, diese Störfaktoren erstmals umfassend berücksichtigt zu haben.

Das Alter des Mannes spielt demnach tatsächlich eine wichtige Rolle, unabhängig etwa von sozioökonomischen Faktoren, die bei älteren und jüngeren Vätern unterschiedlich sind. „Wir sind also wirklich sicher, dass es hier um das Alter des Vaters geht und nicht um Begleiterscheinungen des Alters“, sagt Lichtenstein.

Ein Erklärungsansatz der Forscher für die gesteigerten Risken von Kindern mit älteren Vätern ist, dass Sperma mit zunehmendem Alter des Mannes qualitativ schlechter wird. Je länger Männer leben, desto mehr Mutationen gibt es im Sperma. Auch Umweltgifte könnten eine negative Rolle spielen. „Dabei ist es aber wichtig zu unterstreichen, dass Kinder mit älteren Vätern nicht automatisch Probleme haben müssen“, so Lichtenstein.

„Männer, wartet nicht zu lang!“

Allerdings empfiehlt er Männern, die Vater werden wollen, damit nicht zu lange zu warten, um keine unnötigen Risken einzugehen. „Heutzutage liegt der Fokus beim Kinderkriegen vor allem auf dem Alter der Frau. Es ist aber an der Zeit, dass auch Männer mehr Informationen darüber bekommen, welche Risken für das Kind bestehen, wenn sie erst später im Leben Vater werden wollen“, meint Lichtenstein.

HINTERGRUND

Für die Studie wurden die Daten von 2,6 Millionen Menschen ausgewertet, die zwischen 1973 und 2001 in Schweden auf die Welt kamen. Die Ergebnisse: Das Risiko für ein Kind mit einem Vater, der bei der Zeugung 45 Jahre oder älter war, später bipolare Störungen zu entwickeln, ist 25-mal größer als bei Vätern zwischen 20 und 24. Das Risiko für eine Aufmerksamkeitsdefizitstörung (ADS) ist 13-mal höher, für Autismus 3,5-mal höher.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.03.2014)

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