Nach Amoklauf: Trauer und Entsetzen in Finnland

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Ein 18-Jähriger hat in seiner Schule acht Menschen und dann sich selbst erschossen. Offenbar hat er die Tat zuvor in einem Internet-Video angekündigt.

Finnland hat am Donnerstag um die Opfer des Amoklaufs an einer Schule nördlich von Helsinki getrauert. Landesweit wehten die Flaggen auf Halbmast, Schüler stellten zum Gedenken an die Toten vor der Schule in Tuusula Kerzen auf. Der Täter hat acht Menschen erschossen und seine Pistole anschließend gegen sich selbst gerichtet. Der 18-jährige Schüler erlag am Mittwochabend im Krankenhaus seinen Kopfverletzungen.

Bei dem Täter handelt es sich offenbar um einen Außenseiter, der in der Schule schikaniert worden ist. Dennoch scheint er wahllos auf seine Opfer gezielt zu haben, berichtet ein Polizeisprecher. Mit den Getöteten verbinde ihn nichts, außer, dass alle auf dieselbe Schule gingen.

Eine Erklärung kann Polizeiangaben zufolge hauptsächlich in den Einträgen auf der Website des Täters und seinem Sozialverhalten gefunden werden.

"Informationen zum Angriff":

Ereignis: Jokela Gymnasium Blutbad
Ziel: Jokela Gymnasium, Schüler und Personal, die Gesellschaft, die Humanität, die Menschheit
Datum: 7.11. 2007
Art des Angriffs: Massenmord, politischer Terrorismus (obwohl ich Gymnasium als Ziel wähle, sind die Motive meines Angriffs politisch und viel, viel tiefsinniger, und deswegen will ich nicht, dass dies nur als "Schießerei in einer Lehranstalt" bezeichnet wird)
Ort des Geschehens: Jokela, Tuusula, Finnland
Name des Angreifers: Pekka-Eric Auvinen alias NaturalSector89, Natural Selector, Sturmgeist89 und Sturmgeist) International verwende ich auch das Pseudonym Eric von Auffoin
Waffe:
Selbstladende .22 Sig Sauer Mosquito Pistole


Auszüge aus einer Internet-Nachricht des Täters

Die Ermittler glauben, dass der Täter die Pläne für seinen Amoklauf auf der Internetplattform YouTube angekündigt hat. Ein User mit dem Nickname "Sturmgeist89" hatte er ein Video mit dem Titel "Jokela Gymnasium Massaker 7. November 2007" veröffentlicht. Er ruft darin zu einer "Revolution gegen das System" aufruft.

Zu sehen ist außerdem ein junger Mann, der ein T-Shirt trägt mit der Aufschrift in englischer Sprache trägt: "Die Menschheit wird überbewertet". "Sturmgeist89" bezeichnet sich auf YouTube als "zynischen Existenzialisten" und "menschenunfreundlichen Humanisten". Er werde alle vernichten, die "der menschlichen Rasse unwürdig" seien und sei bereit, für seine Sache zu sterben. Er posierte mit einer Waffe, deren Typ mit der bei der Schießerei in der Schule verwendeten übereinstimmt. Inzwischen wurde das Video entfernt.

Liberale Waffengesetze

Der Täter war Mitglied in einem Schützenverein und hatte seit dem 19. Oktober eine Lizenz für eine Kleinkaliber-Pistole. Zuvor ist er nicht straffällig gewesen und komme aus einer normalen Familie. Das Mindestalter zur Beantragung eines Waffenscheins liegt in Finnland bei 15 Jahren. Etwa 56 Prozent der Finnen besitzen einer Analyse des Genfer Hochschulinstituts für internationale Studien zufolge eine Feuerwaffe. Diese Quote ist die weltweit dritthöchste nach jener der USA und jener des Jemen.

Zur Betreuung trauender Einwohner von Tuusula wurde in einer Kirche ein Krisenzentrum eingerichtet. Dort standen Experten zu Gesprächen bereit.

Gewaltvideos im Internet

Videobörsen wie YouTube beziehen ihre Inhalte von den Benutzern des Portals: Sie stellen das Video-Material ins Netz. Durch die große Zahl der bereitgestellten Clips, ist es den Betreibern aber kaum möglich die Clips vor Veröffentlichung auf bedenkliche Inhalte zu überprüfen.

Aus diesem Grund setzen viele Video-Portale auf Meldesysteme. Stolpert ein Benutzer über einen Clip mit gewaltätigem oder sexuellem Inhalt, kann er das Video den Betreibern der Seite melden. Nach Überprüfung wird dann entschieden, ob der Clip aus dem Angebot genommen wird, oder online bleiben kann.

Problematisch an diesem System ist, dass derselbe Clip mehrmals hinaufgeladen werden kann. Während also alte Versionen des Videos nicht mehr aufgerufen werden könne, sind neue - zumindest eine Zeit lang - abrufbar. Automatische Erkennungssysteme funktionieren bislang kaum.

(AG.)

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