Gift im Mozzarella: Die Nachwehen von Neapels Müllkrise

(c) Reuters (Dario Pignatelli)
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Der Büffelkäse aus der süditalienischen Provinz Kampanien ist mit hochgiftigem Dioxin belastet, das von illegalen Mülldeponien stammen dürfte. Südkorea und Japan stoppten den Import.

Als hätte die süditalienische Provinz Kampanien nicht schon genug unter der Müllkrise in der Hauptstadt Neapel und seinen Vororten gelitten, kommt nun auch noch die Mozzarella-Krise hinzu: Nach Südkorea hat nun auch Japan die Einfuhr von Mozzarella untersagt, nachdem im Käse aus Büffelmilch das hochgiftige Dioxin nachgewiesen worden ist.

Ins Rollen gekommen ist die Affäre bereits vergangene Woche: Italienische Ermittler haben die Büffelmilch von mehr als 1.000 kampanischen Kühen untersucht und darin Dioxin nachgewiesen. 80 Molkereien und 50 Büffelfarmen sind im Visier der Ermittler, 109 Personen sind verdächtig.

Dioxin

Dioxin (eigentlich 2,3,7,8-Tetrachlordibenzodioxin) ist unter den künstlich erzeugten Stoffen das bisher giftigste - gemessen an der letalen Dosis (LD). Es entsteht unter anderem bei der Müllverbrennung, wird in Anlagen aber durch Nacherhitzung großteils abgebaut.

Bekannt wurde Dioxin durch den Unfall in der Chemiefabrik im norditalienischen Seveso. Im ukrainischen Präsidentschaftswahlkampf 2004 wurde der oppositionelle Kandidat Viktor Juschtschenko mit Dioxin vergiftet.

Wie das Gift in die Milch gelangt ist, ist noch nicht klar, doch glauben viele Experten an einen Zusammenhang mit der Müllkrise: Die Kühe würden verseuchtes Gras in der Nähe illegaler Mülldeponien fressen, ist eine Theorie. Eine andere besagt, dass beim Abfackeln von Müllbergen das giftige Dioxin entstanden und durch Regen auf die Weiden gelandet ist.

Umsatzeinbruch um 35 Prozent

Die Mozzarella-Hersteller befürchten neben dem finanziellen auch einen Image-Schaden. Der Verkauf ist in den vergangenen zwei Monaten um 35 Prozent zurückgegangen, berichtet das Consorzio Mozzarella Campana. Insgesamt werden jährlich 33 Millionen Kilo Büffel-Mozzarella hergestellt, was einem Wert von 300 Millionen Euro entspricht. Etwa ein Sechstel davon wird exportiert.

Der italienische Landwirtschaftsminister Paolo de Castro bezeichnete die Einfuhrverbote Japans und Südkoreas als "exzessiv": Japan habe Italien um eine Liste der betroffenen Firmen gebeten, um anderen Produzenten die Einfuhr zu erlauben. "Wir machen unsere Kontrollen, aber die ganze Branche zu kriminalisieren, ist falsch." Dass die Vergiftung entdeckt worden sei, zeige doch, dass "die Kontrollen effizient" seien.

Dennoch: Die EU verlangt von Italien Untersuchungen, wie das Dioxin in die Büffelmilch kommen konnte, und entsprechende Gegenmaßnahmen. "In den nächsten zwei Tagen" erwarte man eine Antwort aus Rom, sagte EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou.

(Ag./BL)

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