Südsudan: "Kinder vergewaltigt, Patienten erschossen"

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Die Organisation Amnesty International kritisiert die Gräueltaten an der Zivilbevölkerung. Die UNO spricht von ersten Anzeichen eines Völkermords.

Trotz aller internationalen Friedensbemühungen begehen die Konfliktparteien im Südsudan nach Berichten von Menschenrechtlern weiterhin schreckliche Gräueltaten an der Zivilbevölkerung. Bei den ethnisch motivierten Attacken handle es sich um unfassbar brutale Verbrechen gegen die Menschlichkeit, warnte die Organisation Amnesty International in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. Navi Pillay, die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, sprach am Freitag sogar von ersten Anzeichen eines Völkermords.

"Kinder und schwangere Frauen wurden vergewaltigt und alte, hilflose Menschen in ihren Krankenhausbetten erschossen", heißt es in dem Dokument. Amnesty-Mitarbeiter hatten zuvor mit zahlreichen direkt von der Gewalt betroffenen Zivilisten über deren Erlebnisse gesprochen. Sie hatten unter anderem die seit Monaten umkämpften Städte Bor, Bentiu und Malakal besucht. Regierungstruppen und Milizen der Opposition wollen sich dort die Kontrolle über die Ölfelder sichern.

Massengräber entdeckt

"Zivilisten wurden systematisch angegriffen, in Städten und Dörfern, in ihren Häusern, in Kirchen, Moscheen, Krankenhäusern und auf UN-Gelände, wo sie Zuflucht gesucht hatten", so der Bericht. "Unsere Experten haben an manchen dieser Orte Skelette und verwesende Leichen gefunden, die von Hunden gefressen wurden." Zudem seien Massengräber mit hunderten Toten entdeckt worden.

Blutiger Machtkampf im Südsudan
Blutiger Machtkampf im Südsudan(c) APA

In dem ostafrikanischen Land tobt seit Mitte Dezember ein blutiger Konflikt. Auslöser war ein Machtkampf zwischen Präsident Salva Kiir und seinem ehemaligen Stellvertreter Riek Machar. Die Politiker gehören verschiedenen Volksgruppen an. Obwohl beide zugestimmt haben, in den kommenden Tagen zu direkten Friedensgesprächen in die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba zu reisen, geht die Gewalt unvermindert weiter. Die Amnesty-Vizedirektorin für Afrika, Michelle Kagari, sprach von "unvorstellbarem Leid" der Menschen in dem erst 2011 nach jahrzehntelangem Bürgerkrieg unabhängig gewordenen Land. Beide Seiten hätten die grundlegendsten Prinzipien internationalen Menschenrechts völlig missachtet.

Mehr Schutz für Zivilisten gefordert

Eine Frau erzählte den Amnesty-Mitarbeitern, sie sei mit 17 weiteren Frauen von Regierungssoldaten vergewaltigt worden. "Ich war im dritten Monat schwanger, aber weil so viele Männer in mich eindrangen, habe ich das Kind verloren." Sie fügte hinzu, sie sei von neun Männern missbraucht worden. "Sieben Frauen, die sich weigerten, vergewaltigt zu werden, führten die Soldaten große Holzstäbe in die Vagina ein. Sie sind alle gestorben."

Amnesty International forderte, dass sich die Blauhelmsoldaten der UN-Mission UNMISS mehr auf den Schutz von Zivilisten und Ermittlungen gegen die Verantwortlichen der Massaker konzentrieren sollten. Zudem müsse der Zugang zu humanitärer Hilfe für die Notleidenden gesichert werden. Im Südsudan wurden bisher mehr als eine Million Menschen vertrieben. Viele haben durch die Gewalt alles verloren.

>> Amnesty International

(APA/dpa)

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