Richterin entscheidet: Pistorius muss in die Psychiatrie

Oscar Pistorius muss einen Monat lang in ein Krankenhaus, um seine Schuldfähigkeit zu prüfen.
Oscar Pistorius muss einen Monat lang in ein Krankenhaus, um seine Schuldfähigkeit zu prüfen.(c) Reuters
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Der Sprintstar, dem Mord vorgeworfen wird, wird einen Monat lang beobachtet, um seine Schuldfähigkeit festzustellen. Das Urteil verzögert sich.

Der des Mordes angeklagte Paralympics-Star Oscar Pistorius soll in einer psychiatrischen Einrichtung untersucht werden. Dies sei auch ein Gebot der Fairness gegenüber dem Angeklagten, betonte Richterin Thokozile Masipa am Mittwoch in Pretoria. Sie folgte damit einem Antrag der Staatsanwaltschaft. Die Aussage von Psychiaterin Merryl Voster würde nicht ausreichen, begründete Masipa ihre Entscheidung.

Die auf einen Monat angesetzte Beobachtung in der psychiatrischen Einrichtung soll Aufschluss über die Schuldfähigkeit des Angeklagten geben. Die Psychiaterin Vorster hatte zuvor als Zeugin der Verteidigung Pistorius eine intensive Angststörung bescheinigt.

Zeugin: "Pistorius leidet unter Angststörung"

Angesichts seiner Familiengeschichte und weiterer Stressfaktoren in seinem Leben gehe Vorster davon aus, dass der unterhalb der Knie amputierte 27-Jährige unter krankhafter Angst und Panik leide, sagte die Expertin Meryll Vorster am Montag vor Gericht in Pretoria.

Nach ihren Angaben hatte sie nicht nur mit dem Angeklagten gesprochen, sondern auch mit engen Freunden und Familienangehörigen. Nach Einschätzung Vorsters begann die Störung, als Pistorius' Eltern ihn dazu ermutigten, sich trotz seiner Behinderung als völlig "normal" anzusehen und zu verhalten. Langfristig könne dies zu beständiger Unruhe und Ängstlichkeit führen. Die Alkoholabhängigkeit der Mutter und ihre Angewohnheit, stets mit einer Waffe unter dem Kopfkissen zu schlafen, könne diese Ängste weiter verschärft haben, sagte die Gerichtspsychiaterin: "Die Kinder wuchsen mit dem Konzept auf, dass die Außenwelt bedrohlich ist". Mit dem frühen Tod der Mutter habe Pistorius dann sein einziges erwachsenes Vorbild verloren.

Urteil rückt in weite Ferne

Pistorius muss sich seit Anfang März wegen Mordes vor Gericht verantworten. Er hatte in der Nacht zum Valentinstag vergangenen Jahres seine Freundin Reeva Steenkamp durch die geschlossene Toilettentür seines Hauses erschossen. Pistorius beteuert, sie für einen Einbrecher gehalten zu haben. Die Staatsanwaltschaft geht hingegen davon aus, dass er das Model nach einem Streit getötet hatte.

Die Aussage der Psychologin soll Angaben der Verteidigung untermauern, dass sich Pistorius während der Tat extrem verletzlich und panisch fühlte. Der Antrag auf Beobachtung in der Psychatrie kam allerdings von Staatsanwalt Gerrie Nel. Das Gericht vertagte die Verhandlung auf Dienstag, wenn die genauen Bedingungen und zeitlichen Abläufe der Einweisung Pistorius' klar sein sollten. Ein Urteil in dem spektakulären Prozess ist damit weiter in die Ferne gerückt.

(APA/dpa/AFP/Red.)

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