Mafia: Konzernchef in China zum Tode verurteilt

Zum Tode verurteilt: Der chinesische Unternehmer Liu Han
Zum Tode verurteilt: Der chinesische Unternehmer Liu HanREUTERS
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Liu Han gehörte nicht nur zu den 100 reichsten Chinesen, er hatte auch enge Verbindungen in höchste politische Kreise.

Drakonisches Urteilt in einem chinesischen Mafia-Prozess:  Der einflussreiche Konzernchef Liu Han ist von einem Gericht in der zentralchinesischen Provinz Hubei zum Tod verurteilt worden. Der Richter in der Stadt Xianning sah es als erwiesen an, dass Liu zusammen mit seinem Bruder eine „mafiöse Verbrechergruppe“ angeführt hatte, wie das Gericht am Freitag mitteilte. Auch Lius Bruder wurde zum Tode verurteilt und alle Reichtümer der beiden konfisziert.

Liu war 2013 mit einem Vermögen von umgerechnet 475,56 Mio. Euro zu den 100 reichsten Chinesen gerechnet worden. Lius Hanlong-Gruppe ist in den Branchen Chemie, Solar, Rohstoffe und Bergbau tätig. Das Konglomerat wurde vor einem Jahr auch international bekannt, als es erfolglos versuchte, das australische Bergbauunternehmen Sundance für mehr als eine Milliarde US-Dollar zu übernehmen.

Den Brüdern und 34 Mitangeklagten wurde eine Serie von Verbrechen wie mehrfacher Mord, organisiertes Verbrechen, Körperverletzung Freiheitsberaubung, illegaler Waffenbesitz und Erpressung angelastet.

Bisher Unantastbare kommen vor Gericht

Brisant ist der Prozess auch wegen des Zusammenhangs mit dem Korruptionsskandal um den früheren Spitzenpolitiker Zhou Yongkang. Der inhaftierte Sohn des einstigen Mitglieds im mächtigen Ständigen Ausschuss des Politbüros - dem höchsten Gremium der KP - unterhielt nach Presseberichten enge Beziehungen zu dem Konzernchef. In China gilt es als offenes Geheimnis, dass brisante Gerichtsentscheidungen nicht ohne Zustimmung der herrschenden Partei gefällt werden.

Das Urteil ist die jüngste Aktion in der Kampagne gegen Korruption von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping. „Er knöpft sich bisher unantastbare Personen vor“, sagte Christopher Johnson vom US-Thinktank CSIS. Im vergangenen Jahr hatten Ermittler Dutzende ranghohe Parteifunktionäre nach Korruptionsermittlungen gestürzt. Sogar Spitzenmanager des staatlichen Ölkonzerns CNPC waren in das Visier der Fahnder geraten.

„Ein öffentliches Verfahren gegen Zhou Yongkang wird immer wahrscheinlicher“, sagte Johnson. Damit würde Xi die ungeschriebenen Regeln unter Chinas Politelite erschüttern. Ein Gerichtsverfahren gegen das pensionierte Führungsmitglied wäre einmalig. Nie zuvor in der jüngeren Geschichte ist einem früheren oder amtierenden Mitglied des Ständigen Ausschusses des Politbüros der Prozess gemacht worden.

(APA/dpa)

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