Ein australisches Paar soll nur die gesunde Tochter der thailändischen Leihmutter zu sich genommen haben. Die Eltern bestreiten die Vorwürfe.
Es ist eine große Solidaritätswelle aus Australien, die die 21-jährige Thailänderin Pattaramon Chanbua derzeit erlebt. Sogar Australiens Einwanderungsminister Scott Morrison meldete sich zu Wort. Er bezeichnete die von Landsleuten angeworbene Leihmutter als "Heilige" und "absolute Heldin". Denn Pattaramon bekam im Dezember 2013 Zwillinge, wobei der Bub mit Downsyndrom und einem lebensgefährlichen Herzfehler zur Welt kam. Das australische Paar hätte nur das Mädchen zu sich genommen und den Buben bei der Leihmutter in Thailand zurückgelassen. Die Eltern bestritten die Vorwürfe am Montag. Sie hätten von dem Kind mit Down-Syndrom nichts gewusst.
"Ich bin sehr aufgebracht, dass er das sagt", erzählte Pattaramon Reportern. Der Vater, der über 50 Jahre alt sei, habe das Mädchen besucht und ihm Fläschchen gegeben, den Buben aber keines Blickes gewürdigt. Das Paar lebt nach Medienberichten in Westaustralien.
Die Leihmutter ist nach thailändischem Gesetz Mutter des Kindes und hat das Sorgerecht. Sie hat mehrfach betont, dass sie Gammy großziehen will. Der Bub erholte sich in einer Privatklinik südöstlich von Bangkok von einer Lungenentzündung. Die Leihmutter war bei ihm und posierte bereitwillig für Fotos mit dem Kind. "Die Infektion ist weg, er hustet nicht mehr", sagte ein Sprecher des Krankenhauses. "Es soll in Kürze entlassen werden."
"Fürchterliche Behandlung"
Pattaramon und ihr Sohn hätten eine "schreckliche, einfach nur fürchterliche und herzzerreißende" Behandlung erfahren, sagte Einwanderungsminister Morrison am Montag dem Radiosender 2GB. Zwar gebe es "viele Australier, die unbedingt Eltern werden wollen, aber das rechtfertigt nicht, was wir hier erlebt haben". Nach eigenen Worten wollte Pattaramon mit der Leihmutterschaft ihre Schulden begleichen und die Ausbildung ihrer beiden eigenen Kinder finanzieren.
Laut australischen Medienberichten hatte ein Vermittler die Leihmutter sogar aufgefordert, das Baby abzutreiben, als die Erkrankung mit dem Downsyndrom bekannt wurde. Pattaramon lehnte eine Abtreibung nach eigenen Worten aber wegen ihres buddhistischen Glaubens ab. Bis zum Montag gingen mehr als 150.000 Euro von mitfühlenden Spendern ein, die empört auf das Verhalten der australischen Familie reagierten.
(APA/AFP)