"Ebola-Ausbreitung in andere Teile der Welt nicht auszuschließen"

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887 Tote, 1603 Infizierte: Die Zahl der an Ebola gestorbenen Menschen übersteigt sogar jene aus dem Jahr des ersten Ausbruchs, 1976. In den USA und in Saudiarabien wurde am Dienstag je ein Verdachtsfall gemeldet.

Wien. Die Ebola-Epidemie in Westafrika greift immer weiter um sich: Am Dienstag wurden aus Nigeria, wo es bisher nur einen bestätigten Fall gegeben hatte, acht Verdachtsfälle gemeldet. Alle Betroffenen waren in Kontakt mit dem ersten, inzwischen verstorbenen Erkrankten.

Sogar eine Ausbreitung des Virus jenseits Afrikas stand am Dienstag im Raum: In New York und in Saudiarabien wurde je ein Mann mit ebola-ähnlichen Symptomen unter Quarantäne gestellt. Beide Männer waren vor Kurzem aus von der Seuche betroffenen westafrikanischen Ländern zurückgekommen. Bei dem Saudi handelt es sich um einen Geschäftsmann, der in Sierra Leone war.

„Eine solche Ebola-Epidemie gibt es erstmals seit 1976“, sagt Heinrich Stemberger, Leiter des Instituts für Reise- und Tropenmedizin in Wien. Bisher hatte es nur kleinere Epidemien gegeben, die lokal begrenzt gewesen waren und im Schnitt nur wenige Tage dauerten: „So etwas wie heuer haben wir noch nie gesehen. Auch eine Ausbreitung in andere Teile der Welt ist nicht mehr auszuschließen.“

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1. Was ist Ebola, und welche Länder sind am meisten betroffen?

Ebola ist eine schwere tropische Krankheit, die in 60 bis 90 Prozent der Fälle tödlich endet. Am häufigsten tritt sie in west- und zentralafrikanischen Staaten auf, daher auch der Name: Ebola heißt ein Fluss in der Demokratischen Republik Kongo. In einem Dorf in der Nähe dieses Flusses wurde die Krankheit 1976 zum ersten Mal verzeichnet. Heuer im März kam es zu einem größeren Ausbruch der Krankheit in Liberia, Guinea und Sierra Leone, der mittlerweile außer Kontrolle geraten ist.

2. Wie groß ist die Ansteckungsgefahr in den betroffenen Gebieten?

Ebola wird durch Körperflüssigkeiten wie Blut, Urin, Speichel, aber auch Schweiß übertragen. Die Ansteckung erfolgt durch direkten Kontakt mit infizierten Menschen oder Tieren. Vor allem Kontakt zu Fledermäusen, Affen und Antilopen sollte vermieden werden, diese Tiere sollten nicht verzehrt werden.

Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion auf einer Reise ist trotzdem gering, wenn man die Sicherheitsmaßnahmen berücksichtigt und mit keiner erkrankten Person in körperlichen Kontakt tritt. „Die Kranken sind gut isoliert. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass man mit ihnen überhaupt in Kontakt kommt“, erklärt Experte Stemberger. Desinfektion mit Seife oder Bleichmittel tötet das Virus rasch ab, auch unter direkter Sonneneinstrahlung überlebt es nicht lange.

3. Welche Symptome treten bei einer Erkrankung auf?

Die Inkubationszeit bei einer Ebola-Erkrankung beträgt zwei bis 21Tage. Darum ist es auch schwierig, die Krankheit früh zu erkennen, da in der ersten Phase nur Symptome auftreten, die nicht eindeutig auf Ebola hinweisen. Diese Symptome sind Fieber, Muskelschmerzen und Abgeschlagenheit. Erst später folgen Erbrechen, Durchfall, Ausschläge und Funktionsstörungen der inneren Organe. In der Akutphase kann es schließlich zu inneren Blutungen und Multiorganversagen kommen.

4. Wie viele Opfer gibt es seit dem Ausbruch im März?

Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind bisher 887 Menschen an Ebola gestorben. Am 1.August lag die Zahl der Infizierten bei 1603 Personen. Vor allem im Osten von Sierra Leone wurden besonders viele Ebola-Fälle gemeldet. Auf den größten Ausbruch in der Geschichte der Ebola-Krankheit hat die WHO vergangene Woche mit einem Sofortprogramm in Höhe von 100 Mio. Dollar reagiert, die Weltbank hat am Dienstag 200Millionen zur Verfügung gestellt.

5. Gibt es eine Impfung oder ein Serum gegen Ebola?

„Es gibt derzeit keine Impfung gegen Ebola. Vieles wird versucht, aber eine institutionelle Therapie in dem Sinn existiert noch nicht“, sagt Stemberger. „Wenn man aber an Ebola erkrankt, versucht man natürlich alles. Man hat nichts mehr zu verlieren.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.08.2014)

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