Ebola: Liberias Armee erhält Schießbefehl an Grenze

Die Armee soll die Ausbreitung von Ebola eindämmen - offenbar mit allen Mitteln
Die Armee soll die Ausbreitung von Ebola eindämmen - offenbar mit allen MittelnREUTERS
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Wer in der Nacht versuche, aus Sierra Leone über die Grenze zu gelangen, werde erschossen, gab die Armee bekannt.

Zu drastischen Mitteln greift die liberianische Regierung, um der Ausbreitung der Ebola-Seuche Herr zu werden: Der stellvertretende Generalstabschef Eric W Dennis hat der Armee einen partiellen Schießbefehl erteilt. Soldaten, die an den Grenzübergängen zweier an Sierra Leone angrenzender Bezirke stationiert seien, würden jeden erschießen, der versuche, unter dem Schutz der Dunkelheit die Grenze zu überqueren. Dies berichtete die liberianische Zeitung "Daily Observer".

Die Soldaten hätten den Befehl, jeden in Sichtweite zu töten, der die von Präsidentin Ellen Johnson-Sirleaf angeordnete Sperrung der Grenzen verletze. Wie die Einwanderungsbehörde berichtete, wurden zudem immer wieder Menschen dabei beobachtet, die nachts auf selbstgebauten Kanus die Grenze überquerten.

17 Erkrankte aus Spital geflohen

In der Hauptstadt Monrovia herrschen angesichts der grassierenden Ebola-Epidemie chaotische Zustände: Im Stadtteil Westpoint ist die Ordnung mittlerweile völlig zusammengebrochen, nachdem am Samstag eine aufgebrachte Menge ein Behelfsspital gestürmt hatte. Die Schule, die zum Krankenhaus umfunktioniert worden war, wurde geplündert, 17 Ebola-Patienten flüchteten.

Einige Ebola-Kranke seien zur weiteren Versorgung von Bewohnern der Armensiedlung mit nach Hause genommen worden, berichtete die Lokal-Zeitung „Front Page Africa“ am Montag. Dies erhöht die Gefahr einer weiteren Ausbreitung der Seuche beträchtlich. „Während ich spreche, ist die Polizeistation menschenleer. In West Point gibt es im Moment keine Sicherheit“, zitierte sie den Bewohner Moses Teah.

Bereits 1100 Todesfälle

In der Armensiedlung West Point in der Nähe des Zentrums der Hauptstadt leben etwa 75.000 Menschen.  Die Menschen in Monrovia werfen der Regierung vor, die Patienten nicht ausreichend zu versorgen. So berichtete eine Frau der Zeitung, ihr kranker Mann habe trotz Anrufen bei verschiedenen Stellen tagelang keine Hilfe bekommen, bis er gestorben sei.

In Liberia wütet die Ebola-Epidemie mit am heftigsten: In dem westafrikanischen Land gab es nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO bis zum 13. August 786 bestätigte und Verdachtsfälle, 413 Menschen starben an der Krankheit. Insgesamt hat Ebola in den betroffenen Ländern Guinea, Liberia, Sierra Leone und Nigeria bis vergangenen Mittwoch mehr als 1100 Menschen getötet.

(APA/DPA)

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