"Jeder kann ein Cyber-Krimineller werden"

Europol (im Bild der Hauptsitz in Den Haag) warnt vor zunehmender Cyberkriminalität.
Europol (im Bild der Hauptsitz in Den Haag) warnt vor zunehmender Cyberkriminalität.(c) EPA
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In einer Welt, in der immer mehr Dinge online miteinander verbunden sind, öffnen sich der Kriminalität immer mehr Möglichkeiten, warnt Europol. Technisches Wissen wird einfach zugekauft.

"Heutzutage kann fast jeder ein Cyber-Krimineller werden", sagte EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström anlässlich der Präsentation des Cybercrime-Berichts der EU-Polizeibehörde Europol am Montag. Sie zeigt damit das Grundproblem der Kriminalität im World Wide Web. Es ist für beinahe jeden zugänglich. Und jede Person, die Internetzugang hat, ist ein potentielles Opfer. "Dies setzt die Exekutivbehörden immer stärker unter Druck, um mithalten zu können. Wir müssen unser neues Wissen darüber einsetzen, wie das Organisierte Verbrechen online arbeitet, um mehr grenzüberschreitende Operationen durchführen zu können. Wir müssen sicherstellen, dass Ermittlungen zu Kreditkartenbetrug und Online-Missbrauch von Kindern nicht an nationalen Grenzen aufhören."

Die Cyber-Kriminalität wird nach Einschätzung von Europol zu einem immer größeren Problem. "Trends deuten auf einen beträchtlichen Anstieg im Umfang, in der Verfeinerung, in Anzahl und Arten der Angriffe, Zahlen der Opfer und wirtschaftlichen Schaden", heißt es in dem Bericht.

Von Kriminellen für Kriminelle

Die Internet-Kriminalität wird immer mehr zu einem Businessmodell. Traditionelle Mafiagruppen kaufen Dienste für ihre Zwecke zu. Technisches Wissen ist gar nicht notwendig. Ein zweites, wachsendes Phänomen der Internet-Kriminalität: Die für jedermann verfügbaren Werkzeuge zur Anonymisierung, Verschlüsselung und auch virtuelle Währungen werden immer stärker für kriminelle Zwecke missbraucht.

Hinzu kommen sogenannte "Darknets", die verborgenen Seiten des Internet. Diese Seiten werden genutzt um die Kriminalität im "echten" Leben zu organisieren. Hier floriert der illegale Handel von Drogen, Waffen, Diebesgut, gestohlenen ID- und Zahlungskarten, gefälschten Dokumenten und Kinderpornografie, heißt es in dem Report weiter. Dabei würden die Kriminellen vorrangig in Ländern außerhalb der rechtlichen Zuständigkeit der EU operieren, was das Risiko, erwischt zu werden, verringert.

Weltweit haben nach Schätzungen von Europol etwa 2,8 Milliarden Menschen Zugang zum Internet. Das Aufkommen eines "Internets der Dinge", in dem immer mehr Endgeräte online verbunden sind, "schafft eine breitere Angriffsfläche", warnt die EU-Polizeibehörde. Die Sicherheit am Ende der Verbindung werde damit immer wichtiger. Durch die weitere Verbreitung des Internet auch über mobile Endgeräte seien in Zukunft noch mehr Attacken aus bisher schlecht angebundenen Gebieten zu erwarten.

"EU bleibt Hauptangriffsziel"

"Die EU wird ein Hauptziel für Cyber-Kriminalität bleiben, wegen ihres relativen Reichtums, dem hohen Grad der Internet-Durchdringung, ihrer fortgeschrittenen Internet-Infrastruktur und immer stärker vom Internet abhängigen Wirtschaften und Zahlungssystemen", heißt es in dem Bericht. Länderspezifische Daten liefert der Europol-Report nicht, aber Empfehlungen: So müsse die Exekutive ihre Präsenz und Sichtbarkeit online verstärken, fordert Europol. Die Polizei müsse mit der Industrie stärker Bewusstseinskampagnen über Cyber-Bedrohungen durchführen. Kinder müssten bereits in jungem Alter sicheres Online-Verhalten lernen.

Die Exekutive müsse ihre Kapazitäten stärken, um Ermittlungen, Analysen von " Big Data" und die kriminaltechnische Auswertung des "Internets der Dinge" durchführen zu können. Die Polizei müsse auch verstehen lernen, wie virtuelle Währungen funktionierten, die zur Geldwäsche missbraucht würden. Innerhalb der EU empfiehlt Europol eine stärkere Harmonisierung der entsprechenden Gesetzgebung, mit Staaten außerhalb der EU sollte diese Kooperationen suchen. Der wirtschaftliche Sparkurs der EU-Staaten habe die zuständigen Behörden zusätzlich daran gehindert, sich rasch an die "neuen Realitäten" anzupassen, beklagt Europol.

>> Zum Europol-Bericht (in englischer Sprache)

(APA)

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