Schweden: Der König und der böse Wolf

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Carl Gustav will den Raubtieren an den Pelz. Die Jäger freuen sich auf die "regulierende" Jagd.

STOCKHOLM (gam). Schwedens König Carl XVI. Gustav hat mit einer Äußerung bei der Elchjagd eine Debatte über Wölfe vom Zaun gebrochen: „Sie fressen so viel“, sagte er, und: „Erst sind sie zwei, dann nächstes Jahr sieben, und wenn sie im Wald ihre Partner finden, explodiert das.“ Also müsse man beginnen, den Wolf-Bestand im Land tüchtig zu reduzieren.

Die Jäger jubeln: „Der Bestand wächst, es braucht regulierende Jagd“, sagt Hans von Essen, Sprecher des Jagdverbandes. Der Jäger Folke Johansson würde die „nutzlosen Raubtiere“ gern ausrotten: „Was sollen wir damit? Es gibt eine halbe Million Wölfe auf der Welt. Warum sollen wir 400 in Schweden haben, und vielleicht bald 2000?“

Tatsächlich gibt es dort maximal 200 Wölfe, Tendenz schwach steigend. Seit 1966 sind sie geschützt, damals gab es noch etwa zehn. Ab 1990 wuchs der Bestand durch Zuwanderung aus Finnland und Russland, doch sei er „zerbrechlich“ und durch Inzucht genetisch geschwächt, sagt Ann Dahlerus vom Raubtierverband. Eine gezielte Jagd würde er nicht überleben.

Schwedens Naturschutzbund, dessen Ehrenvorsitzender der König ist, ist sauer: Er habe sich „ungeschickt und unkundig“ ausgedrückt, auch sei Tötung von Wölfen nur in Notwehr erlaubt. Die Tierschutzdirektiven der EU seien so klar, dass man über Wolfsjagd nicht mal diskutieren brauche, heißt's im Umweltministerium.

Wer fürchtet sich im Wald?

Dennoch, so Johannson, wage man sich kaum noch in den Wald zum Beerenpflücken, dazu gebe es „Hunderttausende Elche, Rentiere und Kühe“, die gerissen würden. „Sollen wir das gute Fleisch den Wölfen opfern, die zu nichts taugen außer als Hobby für Großstädter?“

2007 rissen Wölfe in Schweden 197 Nutztiere; der letzte Angriff auf Menschen war 1821: Da tötete ein Wolf, der in Gefangenschaft gehalten wurde und dadurch die Scheu verloren hatte, acht Kinder.

LEXIKON

Etwa 200 Wölfe leben derzeit in Schweden, das fünfmal so groß ist wie Österreich; die meisten davon in Nordschweden im Grenzraum
zu Finnland und in der Region Värmland in Mittelschweden.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.10.2008)

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