Ein neues System besprüht Täter bei Überfällen in Geschäften unbemerkt mit einer Markierungs-Substanz. In den Niederlanden wurden die ersten 20 DNA-Duschen bereits installiert.
ROTTERDAM (htz). Denis Brochard ist erleichtert: „Endlich kann ich mich wieder sicherer fühlen.“ Der 37-Jährige wurde in seinem Tabak- und Zeitungsgeschäft in Rotterdam in den vergangenen neun Jahren dreimal überfallen. Was indes relativ wenig ist: Kollegen von ihm erzählen, sie würden sogar dreimal die Woche überfallen. „Plötzlich hält dir jemand eine Pistole vor die Nase und schreit: ,Mach die Kasse auf.‘ Das ist Alltag hier“, erzählt Brochard.
Alltag in Ijsselmonde bei Rotterdam, wo nicht nur Besitzer kleiner Läden, sondern auch Tankstellenbetreiber vor gewaltbereiten Räubern immer mehr Angst haben. Ähnlich aber ist Lage in anderen niederländischen Großstädten wie Amsterdam, Den Haag, Utrecht.
Denis hat sich bereits einen Deutschen Schäferhund zugelegt. Und Pfefferspray. Und jetzt soll noch das allerneueste Sicherheitssystem folgen: eine „DNA-Dusche“ gegen Räuber.
Kleine Düsen im Türrahmen
Das System ist genial: Im Türrahmen des Geschäfts werden kleine Spraydüsen angebracht. Sie enthalten eine speziell präparierte Lösung. Darin sind Stoffe, die eine Art DNA-Molekül-Muster haben. Bei einem Überfall drückt man auf einen Knopf. Der löst die Spraydüsen aus, sobald der Räuber den Laden verlässt – und dieser wird eingenebelt, ohne dass er es bemerkt, weil das DNA-Spray nur in kleinsten Dosierungen wie ein unsichtbarer, geruchloser Nebel abgegeben wird. Doch der haftet dann auf Kleidern, Haaren und Haut, für mindestens 72 Stunden. Das ist die Chance für die Polizei, den Verbrecher zu finden und überführen zu können.
Abschreckende Wirkung
Mehr noch als vom System selbst verspricht sich die Firma Varilabs aus Leiden, die es entwickelte, eine abschreckende Wirkung auf Bösewichte: „Wir werden Geschäfte, die das wünschen, mit Aufklebern versehen, dass sie eine DNA-Dusche installiert haben“, sagt Donald van der Laan von Varilabs. „Das wird wirken.“
Welche Stoffe dem Spray beigemischt sind, will van der Laan aus Sicherheitsgründen nicht verraten. „Aber sie wirken wie ein DNA-Code“, so van der Laan; und das sei als Beweis schließlich etwas Hieb- und Stichfestes.
Die ersten 20 dieser DNA-Duschen wurden in den Niederlanden inzwischen installiert.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2008)