"Ich bin wütend": Polizeichef Mannichl kämpft gegen Gerüchte

Alois Mannichl
Alois Mannichl(c) AP (Matthias Schrader)
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Deutsche Medien hatten berichtet, es gebe erhebliche Zweifel, dass das Attentat auf den Passauer Polizeichef Mannichl von einem unbekannten Neonazi begangen wurde.

Der Passauer Polizeichef Alois Mannichl hat Spekulationen rund über einen möglichen familiären Hintergrund der Messerattacke auf ihn zurückgewiesen. "Ich bin wütend", sagte Mannichl der "Passauer Neuen Presse" und bezeichnete die Gerüchte als "Quatsch". Zuvor hatte die "Süddeutsche Zeitung" unter Berufung auf Ermittler über Ungereimtheiten und offene Fragen in dem Fall berichtet.

Die "Süddeutsche Zeitung" (Freitag-Ausgabe) und andere Medien hatten zuvor berichtet, es gebe erhebliche Zweifel, dass die Bluttat - wie bisher vermutet - von einem unbekannten Neonazi begangen wurde.

So wird kritisiert, dass sich Mannichl als erfahrener Polizist nur vage an den Messerstecher erinnert. "Da kann ich nur lachen", sagte Mannichl dazu. "Wenn es ums blanke Überleben geht, denkt man nicht darüber nach, welche Schuhgröße der Täter hat." Der Angreifer habe ihn nach dem Öffnen der Haustür binnen Sekunden niedergestochen.

Merkwürdigkeiten


Laut der "Süddeutschen" spricht nun auch die ermittelnde Staatsanwaltschaft von "Merkwürdigkeiten". Der Leitende Oberstaatsanwalt Helmut Walch sagte dem Blatt, es sei "merkwürdig", dass für den Angriff auf den Polizeichef ein Messer aus dessen Haushalt benutzt worden sei und bisher keine Fremdspuren auf diesem Messer gefunden worden seien. Gleichzeitig erklärte Walch, die deutschlandweit verbreiteten Phantombilder, die zwei mögliche Täter aus der rechtsradikalen Szene zeigten, seien unbrauchbar. Zugleich klagte der Ankläger über das Schweigen der Nachbarn, die Angaben zu dem Attentat machen könnten. Viele von ihnen seien erst auf eine "scharfe zweite Befragung" hin zu Aussagen bereit gewesen.

"Grüße vom Nationalen Widerstand"

Es wird ein Racheakt aus der rechten Szene hinter dem Verbrechen vermutet, weil Mannichl regelmäßig mit seinen Beamten gegen Neonazi-Aufmärsche vorgegangen ist und nach eigener Aussage von dem Messerstecher mit einem rechtsextremistischen Spruch beleidigt wurde.

Mannichl hatte ausgesagt, der Messerstecher habe ihm vor seiner Tat "Grüße vom Nationalen Widerstand" ausgerichtet. Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Heinz Fromm, sagte der Zeitung "Die Welt": "Der häufig als Parole gebrauchte Begriff 'Nationaler Widerstand' wird seit den Verbotsmaßnahmen in den 90er Jahren besonders von Neonazis verwendet, aber nicht ausschließlich." Jedenfalls firmiere unter diesem politischen Label keine bestimmte Gruppe.

Beziehungstat?

Die "Süddeutsche Zeitung" zitierte allerdings einen namentlich nicht genannten Polizisten, der darauf hinwies, dass die Umstände des Anschlags auf "eine Beziehungstat" deuten würden. Nach dem Messerangriff sei allerdings anfangs nicht - wie sonst üblich - in der Familie ermittelt worden. Erst spät seien Ehefrau und die beiden Kinder befragt worden.

Mannichl sagte dazu, es sei nur "professionelle Polizeiarbeit", wenn nach einem Verbrechen nun auch das Opfer genau unter die Lupe genommen werde. Es sei ihm aber nicht bekannt, dass gegen seine Frau ermittelt werde. "Aber es ist normal, dass, wenn der Täter nicht schnell ermittelt wird, auch die andere Seite genau beleuchtet wird. Zum privaten Umfeld gehört alles dazu", erklärte der 52-Jährige laut "Abendzeitung".

Mannichl erläuterte auch noch einmal, wie es dazu kam, dass er mit dem eigenen Küchenmesser von dem Täter schwer verletzt wurde. Drei Tage vor der Tat seien 60 bis 70 Nachbarn bei einer Adventaktion vor seinem Reihenhaus bei Passau gewesen. Dabei sei den Menschen im Freien Punsch und Lebkuchen serviert worden. Beim Aufräumen sei das dabei verwendete Messer runtergefallen. "Ich habe es auf die nächstbeste Ablage gelegt, das war die Fensterbank." Dort könne der Täter dann das liegengebliebene Küchenmesser genommen haben.

(Ag.)

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