Pakistan: Bei lebendigem Leib verbrannt

(c) REUTERS (AKHTAR SOOMRO)
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Mindestens 62 Menschen sterben bei einem Frontalcrash eines Busses und eines Tanklasters. Eine Unfalltragödie erschüttert Pakistan - wieder einmal.

Karachi. Die meisten Passagiere haben keine Chance. Die Türen des überladenen Busses lassen sich nicht öffnen, wie die Polizei später mitteilt. Mindestens 62Insassen ersticken oder verbrennen bei lebendigem Leib. Von dem Fahrzeug, in dem sie sterben, bleibt nur ein ausgebranntes Wrack übrig.

Das Unglück geschieht am Sonntag, kurz nach Mitternacht. Ersten Erkenntnissen zufolge fährt ein Tanklaster auf einer maroden Autobahn vor Karachi, der größten Stadt des Landes, auf der falschen Straßenseite. Er kracht frontal in den entgegenkommenden Bus, der von der Hafenmetropole in Richtung Shikarpur unterwegs ist. Danach, so berichtet es die Polizei, explodieren die Gaszflaschen des Busses. Das Fahrzeug fängt Feuer.

Einige der 70 Passagiere sitzen auf dem Dach des überladenen Busses. Sie können sich retten – genauso wie der Busfahrer und der Lenker des Tanklasters. Die Fahrgäste im Businneren sitzen dagegen in der Falle. Einige werden bewusstlos und ersticken. Mindestens 40 der über 60 Opfer, berichtet der „Tribune Express“, dürften bei lebendigem Leib verbrannt sein. Das Feuer löscht auch eine achtköpfige Familie aus. Insgesamt sind mindestens sechs Kinder unter den Toten. Viele der Körper seien bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, einige sogar miteinander verschmolzen, sagt der Arzt Semi Jamali vom Jinnah-Krankenhaus in Karachi, in das die Opfer des Frontalunfalls gebracht werden. DNA-Tests sollen nun die Identität der Toten belegen.

Berichten zufolge wirft die Polizei der Feuerwehr vor, viel zu spät am Unfallort eingetroffen zu sein. Ein Zeuge berichtet, das erste Einsatzfahrzeug sei erst knapp zwei Stunden nach der Kollision am Unglücksort aufgetaucht.

Regierungschef Nawaz Sharif ordnet in einer ersten Reaktion die zuständigen Behörden an, Schritte zur Verbesserung der Straßensicherheit einzuleiten.

4500 Tote im Straßenverkehr

Erst im November des Vorjahres ist es in der betroffenen Provinz Sindh zu einer ganz ähnlichen Tragödie gekommen: Auch damals ist ein Lkw mit einem Bus kollidiert, 59Menschen sind gestorben.

Der Blutzoll auf Pakistans Straßen ist enorm hoch: Im Schnitt sind seit 2011 pro Jahr rund 4500 Unfalltote zu beklagen, wie das hiesige Statistikamt ermittelt hat.

Die Lebensgefahr für die Verkehrsteilnehmer speist sich dabei aus mehreren Quellen: Viele Straßen sind in einem katastrophalen Zustand, Fahrzeuge veraltet und nicht gewartet. Hinzu kommt die riskante Fahrweise zahlreicher Lenker, die ihre Führerscheine mitunter nur aufgrund der Bestechung von Beamten erhalten haben.

Nur Stunden nach dem Busunglück von Sonntagfrüh gab es übrigens die nächste Schreckensmeldung: In Belutschistan überschlug sich ein Bus auf einer Schnellstraße. Mindestens sechs Menschen starben, darunter drei Kinder. (ag./red.)

AUF EINEN BLICK

Unfalltragödie. Mindestens 62Menschen sind am Sonntag, kurz nach Mitternacht, bei einem Frontalzusammenstoß zwischen einem Bus und einem Tanklaster nahe der Hafenstadt Karachi ums Leben gekommen. Der Blutzoll auf Pakistans Straßen ist generell enorm hoch. Im Schnitt sind pro Jahr rund 4500 Unfalltote zu verzeichnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2015)

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