Deutschland: Soll jeder sehen, was Kollegen verdienen?

Ingo Kramer
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Familienministerin Schwesig will die Lohnschere zwischen Frauen und Männern durch ein Transparenzgesetz verkleinern. Arbeitgeberpräsident Kramer sieht "den Betriebsfrieden" in Gefahr.

Der deutsche Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hat die Pläne von Familienministerin Manuela Schwesig (SPD) für ein Gesetz zur Entgeltgleichheit von Männern und Frauen kritisiert. Ein solches Gesetz "würde Neid in den Firmen schüren und den Betriebsfrieden gefährden", sagte Kramer der Zeitung "Die Welt". Kramer meinte darin: "Frauen werden für gleiche Arbeit ebenso bezahlt wie Männer. Das garantieren wir mit unseren Tarifverträgen." Ein Entgeltgleichheitsgesetz sei daher überflüssig, erklärte der deutsche Arbeitgeberpräsident.

Entgeltgleichheitsgesetz soll noch heuer kommen

Schwesig will noch in diesem Jahr ein Entgeltgleichheitsgesetz festschreiben. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass jeder Angestellte darüber Auskunft verlangen kann, was Kollegen verdienen. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit stehe zwar bereits im Gesetz, in der Praxis gebe es aber Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern von 22 Prozent, sagte sie dazu vor rund zwei Wochen. So plant die Ministerin unter anderem, Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern dazu zu verpflichten, Auskunft über ihre Gehaltspolitik zu geben.

Kramer sagte der "Welt" dazu, vor fünf Jahren hätten Datenschützer gegen eine solche Maßnahme scharf protestiert. Außerdem könne der Betriebsrat ohnehin "jederzeit alle Lohnlisten einsehen".

Gegen starre Quote

Er sagte außerdem, beruflicher Aufstieg in Deutschland hänge "nicht direkt vom Geschlecht" ab. Kramer: "In Deutschland hängt beruflicher Aufstieg von Ausbildung, Erfahrung, Belastbarkeit und Durchsetzungsfähigkeit ab. Und natürlich von den Möglichkeit der Kinderbetreuung, von Ganztagsschulen und Ganztagskindergärten".

Die Frauenquote erklärte er zum "Nebenkriegsschauplatz". Es brauche zwar Frauen in Führungspositionen, gerade auch in technischen Branchen. "Aber solange wir in einem Unternehmen nicht die Frauen mit der nötigen Ausbildung und Erfahrung haben, können wir sie auch nicht oben hinsetzen. Diese Entwicklung braucht Zeit", so Kramer.

>>> Interview in der "Welt"

(Red./APA/AFP)

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