Hilfsorganisation: 400 Flüchtlinge im Mittelmeer ertrunken

Ankunft in Sizilien.
Ankunft in Sizilien. (c) REUTERS (ANTONIO PARRINELLO)
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Die Flüchtlinge seien auf dem Weg von Libyen nach Italien gewesen, heißt es von der NGO Save the Children. Italien erwartet in den kommenden Wochen zehntausende weitere Migranten.

Die Flüchtlingslage im Mittelmeer verschärft sich weiter: Nachdem in den vergangenen vier Tagen rund 7000 Menschen zwischen Libyen und Italien gerettet wurden, berichtete am Dienstagabend die NGO Save the Children, dass womöglich 400 Menschen ertrunken seien. Das hätten Überlebende behauptet. Sie waren am Dienstag in Italien an Land gebracht worden und wurden von Mitarbeitern der Internationalen Organisation für Migration (IOM) und der Nichtregierungsorganisation Save the Children befragt.
Italien rechnet überdies mit zehntausenden Migranten in den nächsten Wochen.

Die italienische Küstenwache hatte bekannt gegeben, nach dem Untergang des Bootes 144 Menschen gerettet und neun Leichen geborgen zu haben. Die Flüchtlinge trafen am Dienstag in Reggio Calabria im äußerten Süden Italiens ein, berichteten die IOM und Save the Children.

Schiff möglicherweise gekentert

"Nach ihren Aussagen sind bei einem Schiffsunglück etwa 400 Menschen ertrunken, 24 Stunden, nachdem das Schiff an der libyschen Küste aufgebrochen war", hieß es in einer Erklärung von Save the Children. Unter den Opfern seien viele Jugendliche. Auch die IOM berichtete von Zeugenaussagen, wonach sich bis zu 550 Menschen auf dem Boot befunden haben, als es umgekippt sei.

"Wir ermitteln noch, wie es zu dem Untergang kommen konnte", sagte der IOM-Sprecher für Italien, Flavio Di Giacomo. Das Schiff sei womöglich gekentert, als sich die Passagiere gleichzeitig auf eine Seite bewegten, als sie die nahende Küstenwache bemerkten.

Athen: Asyl für Flüchtlinge aus Syrien

Das von Migranten berannte Griechenland wird Syrern fortan Papiere geben, mit denen sie in andere EU-Staaten reisen können: Das beschloss die Regierung am Dienstag. Man erwartet in den nächsten Monaten mehr als 100.000 Flüchtlinge, großteils aus Syrien. Insgesamt seien im Jänner, Februar und März 10 445 Migranten aufgegriffen worden. Die meisten stammen aus Syrien.

Wegen mangelnder Solidarität bei der Migranten-Aufnahme soll ein Initiativbericht im EU-Parlament das aktuelle System hinterfragen: „Die Dublin-Verordnung schafft ungleiche Verantwortung unter EU-Staaten“, sagte Berichterstatterin Roberta Metsola (EVP) aus Malta. Jenes Land ist derzeit für einen Flüchtling zuständig, das er zuerst betritt. Österreichs Außenminister Kurz forderte bei einer Konferenz der EU-Außenminister und deren Amtskollegen aus südlichen Anrainerstaaten, das Schlepperwesen zu bekämpfen und die Verteilung der Flüchtlinge fairer zu regeln.

Rom bittet ganzes Land um Hilfe

Wegen des guten Wetters wagen derzeit besonders viele Menschen die gefährliche Überfahrt in Richtung Europa. Viele starten in Libyen, wo seit dem Sturz des langjährigen Machthabers Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 Chaos und Gewalt herrschen.

Allein in den vergangenen vier Tagen sind rund 7000 Flüchtlinge in den Gewässern zwischen Libyen und Italien gerettet worden sind. Die Regierung ruft die Gemeinden nun auf, mehr Unterkünfte für die Flüchtlinge zu organisieren. Schulen, Kasernen und Turnhallen sollen als Unterkünfte für Migranten dienen, die täglich Sizilien erreichen.

Innenminister Angelino Alfano arbeitet mit dem italienischen Gemeindeverband ANCI an einem Plan, um die Flüchtlinge auf mehrere Regionen Italiens zu verteilen, da die Auffanglager auf Sizilien längst heillos überfüllt sind. Jede italienische Region muss einen Beitrag im Umgang mit dem Flüchtlingsnotstand leisten, lautete die Devise der Regierung von Premier Matteo Renzi.

(APA)

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