Ölpest erreicht Gran Canarias Strände

The Oleg Naydenov, a Russian fishing trawler full of fuel, which caught fire over the weekend in Gran Canaria´s port of Las Palmas, can be seen in this handout picture
The Oleg Naydenov, a Russian fishing trawler full of fuel, which caught fire over the weekend in Gran Canaria´s port of Las Palmas, can be seen in this handout picture(c) REUTERS (HO)
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Aus dem Tank eines vor der Urlauberinsel gesunkenen Fischtrawlers fließt immer mehr Schweröl aus. Das Wrack sei zur Zeitbombe geworden.

Gran Canaria/Madrid. Nach Tagen des Bangens haben sich auf der spanischen Ferieninsel Gran Canaria die schlimmsten Befürchtungen bestätigt: Das schwarze, klebrige Dieselschweröl, das seit zehn Tagen aus einem untergegangenen russischen Fischtrawler vor der Küste fließt, ist an mehreren Stränden angekommen. Betroffen ist bisher ein Küstenabschnitt im Südosten der Insel. Die beiden im Süden liegenden bekannten Urlaubshochburgen Maspalomas und Mogán blieben aber zunächst verschont.

Das Öl stammt offenbar aus den Tanks des 120 Meter langen Schleppnetzschiffes Oleg Naydenov, das am 14. April rund 28 Kilometer vor der Südspitze Gran Canarias versunken ist. Seit dem Schiffsunglück strömt Diesel aus dem Schiffstank, in dem sich 1400 Tonnen Treibstoff befanden. Ein Tauchroboter stellte inzwischen fest, dass das Wrack in 2700 Metern Tiefe liegt und der Tank geborsten ist. Nun wird geprüft, ob das Tankleck abgedichtet oder der Schiffstreibstoff abgepumpt werden kann.

Fischer kritisieren Behörden

Auf dem Atlantik südlich von Gran Canaria treiben inzwischen riesige Ölflecken, die sich über eine Länge von 200 Kilometern ausdehnen und sogar auf Satellitenbildern gut sichtbar sind. Nach tagelangem heftigen Wind und hohen Wellen teilte sich die ölige Fläche. Ein größerer Teppich schwimmt Richtung Süden in den offenen Atlantik, könnte aber nach einem Windwechsel in die Gegenrichtung treiben. Mehrere kleinere Ölflächen bewegen sich bereits Richtung Norden auf Gran Canaria zu.

Dutzende Helfer begannen an dem betroffenen Küstenabschnitt mit Reinigungsarbeiten. Sie kämpfen am Strand mit Schaufeln gegen das Öl, das in kuhfladengroßen Klumpen oder auch in Schlieren antreibt. Auf dem Wasser versuchen mehrere Spezialschiffe mit Absaugeinrichtungen und Barrieren die schwarze Flut aufzuhalten. Auch Fischerboote helfen mit. Fischer wie Umweltschützer klagen, dass Spaniens Regierung die Bevölkerung nicht über das wahre Ausmaß der Katastrophe aufkläre.

Zudem wächst Kritik daran, dass die Hafenbehörden der Inselhauptstadt Las Palmas die Oleg Naydenov nach einem Maschinenbrand aus dem Hafen aufs Meer geschleppt hatten, wo das Schiff wenig später unterging. Dadurch sei der Umweltschaden vergrößert und unkontrollierbar geworden, erklärte die Öko-Organisation Ecologistas en Acción. Das Schiffswrack habe sich in eine Zeitbombe verwandelt. (r. s.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2015)

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