Ein Tiroler Bergsteiger erzählt von Steinlawinen. Noch etwa 20 Österreicher in Nepal vermisst.
Kathmandu/Wien. „Wir haben Riesenglück gehabt. Es ist einfach nur traurig.“ Der Tiroler Alpinist Wolfgang Nairz (70) ist einer jener Österreicher, die zur Zeit des Bebens in Nepal waren. Deren Zahl ist weiter nicht genau bekannt, das Außenministerium geht „aus Erfahrung“, wie Sprecher Martin Weiss sagt, von bis zu 250 aus. Bisher habe man von keinem toten oder verletzten Österreicher gehört.
Am Montag berichtete Nairz telefonisch, dass er und sechs Kameraden aus Tirol gerade im Everest-Gebiet auf Wandertour gewesen seien, als das Beben Samstagmittag zuschlug. „Es dauerte fast zwei Minuten. Hinter uns sind Steinlawinen abgegangen, vor uns Häuser zusammengebrochen“. Als die Gruppe das Dorf Khumjung erreichte, hat man die meisten Häuser beschädigt gefunden, die Alpinisten-Lodge ist zerstört. Derzeit ist Nairz, der 1978 die erste österreichische Expedition zum Mount Everest geleitet hat, in Lukla in Ostnepal (2860 Meter Höhe), wo es einen Flugplatz gibt. Dort würden Hubschrauber Touristen, Verletzte und Tote aus- und Hilfsgüter einfliegen; man werde in einigen Tagen nach Kathmandu fliegen können, sagt der Tiroler.
Per Bus nach Indien
Kontakt habe man bisher mit etwa 80 Österreichern vor Ort herstellen können, sagte Außenamtssprecher Weiss am Montag. Man wisse durch Informationen von Angehörigen von mindestens 20 weiteren, zu denen noch kein Kontakt bestehe. Die Lage sei insgesamt sehr volatil, und viele hätten sich einfach aus technischen Gründen noch nicht melden können. Rund 30 Österreicher wollten rasch ausfliegen, einige hätten sich einfach in Busse nach Indien gesetzt.
Am Everest, wo eine Lawine im Basislager mindestens 19 Menschen getötet hatte, saßen am Montag noch ein halbes Dutzend Österreicher fest: darunter vier Osttiroler um den blinden Bergsportler Andy Holzer und ein Grazer. (APA/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2015)