In Nepal wurden nach dem Beben vom 25. April bereits mehr als 7500 Tote geborgen, darunter 75 Ausländer, viele davon Touristen. Angeblich werden noch hunderte Ausländer vermisst.
Kathmandu/Wien. Nach dem schweren Erdbeben der Magnitude 7,8 am 25. April in Nepal geben die Behörden die Zahl der Todesopfer mittlerweile mit mindestens 7500 an, dazu kommen etwa 100 Tote in Indien, China und Bangladesch.
Mittlerweile kristallisiert sich die Zahl ausländischer Todesopfer in Nepal, viele davon Touristen, heraus: Aus zahlreichen Nachrichtenquellen und Agenturen kann man von mindestens 75 ausgehen. Die meisten davon (41) sollen Inder sein, daneben mindestens zehn Franzosen, fünf Chinesen, je vier Italiener und US-Amerikaner, je zwei Deutsche und Kanadier sowie jeweils ein Bürger aus Australien, Neuseeland, Großbritannien, Spanien, Estland, Japan und Israel.
Zur Zahl der vermissten Touristen gibt es unterschiedliche Angaben. Nepals Polizei spricht von 112, darunter sieben Deutsche. Die Tourismusbehörde meint, allein in der Langtang-Region nördlich von Kathmandu an der Grenze zu Tibet seien hunderte Touristen unterwegs gewesen, zu denen kein Kontakt bestehe. Tatsächlich sind allein laut spanischen Medien 59 Spanier in Nepal abgängig.
Besonders hart getroffen wurde das Trekking-Dorf Langtang, wo mehrere Gästehäuser standen. Im April und Mai ist Wander-Hochsaison, dann setzt der Monsun ein. Satellitenbilder zeigen, dass von dem Dorf an der Grenze zu China fast nichts übrig ist. Bis Montag hatte man 52 Leichen geborgen, davon sieben Ausländer. Bis zu 200 Tote befürchtet man an dem Ort. Das deutsche Bundeskriminalamt schickte Spezialisten nach Nepal.
Ruf nach mehr Hubschraubern
Die Zahl der Toten dürfte weiter steigen, wie die Behörden sagen; schließlich wurden noch nicht alle Regionen erreicht. Zehntausende Menschen wurden verletzt, zehntausende Häuser sind eingestürzt: „Bei uns in der Gegend gab es 800 Häuser, von denen vier stehen geblieben sind. Wir benötigen dringend Zelte, weil wir im Freien schlafen müssen“, sagt der Lehrer Jit Bahadur Tamang. Er lebt im Dorf Karthali im Distrikt Sindhupalchowk, wo fast die Hälfte aller Erdbebenopfer zu beklagen sind. Auch die meisten Getreidevorräte seien zerstört, sagte Tamang. Narayan Tiwari aus dem Dorf Baguwa sagte ebenfalls, dass Zelte und Nahrungsmittel am wichtigsten seien. Die österreichische Caritas bestätigte am Dienstag die Notwendigkeit vor allem von Zelten.
Keine Opfer aus Österreich
Nicht weniger wichtig und gefragt sind in dem gebirgigen Land, wo viele Straßen zerstört sind, Hubschrauber: Nepals Militär hat laut World Air Forces 2015 von Flight International nur 17 aktive Hubschrauber, die Zahl der Helis anderer Behörden und Privater ist unbekannt. Indien hilft mit 14 Stück, die USA mit vier Ospreys (Kreuzung aus Hubschrauber und Flugzeug) sowie mindestens einem normalen Helikopter, China mit drei Hubschraubern.
Das Wiener Außenamt hat zu allen Österreichern, von denen man wusste, dass sie am Tag des Bebens im Katastrophengebiet waren, Kontakt gehabt. „Niemand wurde verletzt oder getötet“, sagte Sprecher Martin Weiss. Völlig ausschließen könne man Opfer aber nicht. Man hat alle Österreicher kontaktiert, von denen Angehörige oder Freude sich gemeldet haben.
Aufbau erst ab Spätsommer
Nach Kritik sowohl der Bevölkerung als auch internationaler Helfer hat Premierminister Sushil Koirala seine Regierung in Schutz genommen: „Wir geben unser Bestes“, sagte er am Dienstag in Kathmandu. Er war gerade von einem Flug zum Epizentrum des Bebens in Barpak/Laprak zurückgekommen. Koirala gestand jedoch, dass alles länger dauere als gewünscht. „Wir sind nicht sehr glücklich mit der Geschwindigkeit, mit der die Arbeit passiert.“ Nun aber gewännen die Bemühungen an Fahrt.
Jetzt gehe es um die Versorgung der Menschen und ums Aufräumen; Häuser sanieren oder neu bauen gehe erst nach dem Monsun (Juni bis September). (ag./wg)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.05.2015)