Erzbischof Desmond Tutu erhält Wiener Ehrendoktorat

(c) Schöndorfer
  • Drucken

Der südafrikanische Friedensnobelpreis-Träger hielt in seiner Dankesrede ein Plädoyer für die Demokratie: "Irgendwann beißen die Hitlers dieser Welt, die Mussolinis, Francos oder Idi Amins alle ins Gras."

Der südafrikanische Friedensnobelpreisträger Erzbischof Desmond Tutu hat am Freitag auf Antrag der Evangelisch-Theologischen Fakultät die Ehrendoktorwürde der Universität Wien erhalten. Tutu scherzte, er wisse eigentlich gar nicht genau, was hier vor sich gehe, aber nun sei er "ein Doktor dieser Universität". Mit dem Ehrendoktorat sollen Tutus Leistungen als Theologe herausgestrichen werden, sagte der ebenfalls aus Südafrika stammende Dekan der Fakultät, James Loader, in seiner Laudatio.

Desmond Tutu erinnerte in seinen Dankesworten an die ersten demokratischen Wahlen vor rund 15 Jahren in Südafrika. Mit der Wahl Nelson Mandelas zum ersten schwarzen Präsidenten eines freien, demokratischen Staates sei Wirklichkeit geworden, woran viele in den Jahren davor nicht geglaubt hätten. Irgendwann, so der Friedensnobelpreisträger wörtlich, "beißen die Hitlers dieser Welt, die Mussolinis, Francos oder Idi Amins alle ins Gras". Er prangerte "das Schweigen und die Komplizenschaft der internationalen Gemeinschaft" gegenüber der Situation in Gaza an und warf Israel "kollektive Bestrafung" der Zivilbevölkerung vor. Er glaube aber daran, dass eines Tages Juden und Palästinenser Seite an Seite leben würden.

"Komplizenschaft der internationalen Gemeinschaft"

Dem 78-jährigen Bischof war 1984 der Friedensnobelpreis in Anerkennung seines gewaltfreien Einsatzes gegen die Rassentrennung zuerkannt worden. Nach deren Beseitigung leitete er die Nationale Wahrheits- und Versöhnungskommission in seinem Land. In jüngster Zeit war der Erzbischof im Auftrag des Menschenrechtsrats der Vereinten Nationen in Genf für die palästinensische Bevölkerung im Gaza-Streifen tätig.

Aktuell kämpft Desmond Tutu für die Gleichberechtigung Homosexueller und gegen die Ausbreitung von HIV und der Aids-Epidemie in Südafrika, wobei ihm nach eigenen Angaben die Sorge um Aids-Waisenkinder ein besonderes Anliegen ist. Für diese setzt er sich mit seiner "Desmond Tutu HIV Foundation" ein.

Tutu wird während seines Österreich-Aufenthalts laut Programm auch bei einem Aids-Benefizkonzert anwesend sein, das am Samstag um 17.00 Uhr in der Wiener Lutherischen Stadtkirche stattfindet.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.