Köln: Mehrere Verdächtige nach Überfällen identifiziert

In Köln wurde gegen die Mahnwache der rechten Partei Pro NRW demonstriert.
In Köln wurde gegen die Mahnwache der rechten Partei Pro NRW demonstriert. (c) REUTERS (WOLFGANG RATTAY)
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Drei bis vier mutmaßliche Täter wurden ausgeforscht. In Köln gab es mehr als hundert, in Hamburg mehr als 50 Anzeigen.

Nach den massiven Übergriffen am Silvesterabend in Köln haben die Ermittler nach eigenen Angaben inzwischen mindestens drei mutmaßliche Täter identifiziert. Zwei von ihnen sitzen in Untersuchungshaft, wie die Polizei am Mittwoch mitteilte. Die Zahl der Anzeigen stieg in Köln unterdessen auf mehr als hundert. In Hamburg lagen 53 Anzeigen von Opfern sexueller Übergriffe oder Diebstählen vor.

Nach Angaben des nordrhein-westfälischen Innenministers Ralf Jäger (SPD) sind drei Tatverdächtige identifiziert, die direkt etwas mit den Übergriffen in Köln zu tun haben sollen. Diese Zahl bekräftigte am Mittwochabend ein Sprecher des Ministeriums. Es gebe "konkrete Hinweise auf vier männliche Tatverdächtige", teilte dagegen die Kölner Polizei mit.

Die Täter in Köln sollen laut Augenzeugenberichten nordafrikanischer oder arabischer Herkunft gewesen sein. Die Polizei bat wiederholt darum, dass sich weitere Opfer melden. Nach Polizeiangaben vom Mittwoch besteht inzwischen in zwei der angezeigten Fälle der Verdacht einer Vergewaltigung.

Abteilung für Organisierte Kriminalität ermittelt

Die zuständige Ermittlungskommission ist nach Angaben vom Mittwoch verstärkt worden. Bei der Kölner Staatsanwaltschaft hat die Abteilung für Organisierte Kriminalität die Ermittlungen übernommen, da Absprachen für ein gemeinsames Vorgehen der Täter nicht ausgeschlossen werden.

Auch auf der Hamburger Reeperbahn hatte es in der Silvesternacht Übergriffe auf Frauen und Diebstähle gegeben. Bis zum Mittwoch stieg die Zahl der angezeigten Straftaten deutlich auf 53 an, wie die Polizei in der Hansestadt mitteilte. Ähnliche Taten wurden aus Düsseldorf gemeldet. "Die Art der Delikte ist mit denen in Köln vergleichbar", sagte ein Polizeisprecher dem WDR. Elf Frauen hätten Anzeige wegen sexueller Nötigung oder Diebstahls in der Silvesternacht gestellt.

Mahnwache und Demonstration

Auf dem Kölner Bahnhofsvorplatz demonstrierten am Mittwochnachmittag etwa hundert Menschen gegen eine Mahnwache der rechten Partei Pro NRW an gleicher Stelle. Pro NRW hatte die Veranstaltung unter dem Motto "Zuwanderungsgewalt lässt uns nicht kalt" angemeldet.

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, es müsse "nun alles getan werden, damit die Wahrheit herauskommt". Gebraucht werde dann eine "klare und harte Antwort des Rechtsstaats". Übergriffe wie diese seien "nicht kleinzureden und durch nichts zu entschuldigen", sagte Seibert.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) forderte, "mit aller Konsequenz des Rechtsstaats" gegen die Täter vorzugehen. Zugleich sagte er, die Vorfälle müssten "erst in Ruhe geklärt werden".

CDU-Generalsekretär Peter Tauber fordert nach den Übergriffen auf Dutzende Frauen in Köln mehr Videoüberwachung und mehr Licht auf öffentlichen Plätzen von Großstädten.

Der deutsche Justizminister Heiko Maas (SPD) sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Donnerstag) zum Polizeieinsatz: "Die Polizei muss sich die Frage stellen lassen, ob sie die Vorfälle wirklich schon in der Silvesternacht ernst genug genommen hat." Es solle aber keine vorschnellen Schuldzuweisungen geben.

Debatte um Abschiebungen

Angesichts von Zeugenaussagen, dass die aggressive Menge in Köln vor allem aus Männern nordafrikanischer Herkunft bestand, geht auch die Debatte über die Abschiebung straffälliger Ausländer weiter. Maas vertrat die Auffassung, falls Asylsuchende unter den Tätern gewesen sein sollten, so könnten sie ausgewiesen werden. Das erlaube das Gesetz bei Verurteilungen zu mehr als einem Jahr, die bei Sexualdelikten durchaus möglich seien.

(APA/AFP/dpa)

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