Drogenboss "El Chapo" droht Auslieferung in die USA

"El Chapo" nach seiner FestnahmeAPA/AFP/ALFREDO ESTRELLA
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Die Ermittler kamen dem Kartellchef Joaquin "El Chapo" Guzman offenbar auch wegen seinen Plänen, einen autobiografischen Film zu drehen, auf die Spur.

Sechs Monate nach seiner Flucht sitzt Drogenboss Joaquin "El Chapo" Guzman wieder hinter Gittern. Er wurde laut Staatsanwaltschaft am Samstag in das Hochsicherheitsgefängnis in Altiplano zurückgebracht, aus dem er im Juli entflohen war. Experten rechnen aber damit, dass er bald in die USA ausgeliefert wird. Zum Verhängnis wurde Guzmán offenbar der Wunsch, einen autobiografischen Film zu drehen.

Spezialeinheiten hatten "El Chapo" am Freitag in einem Haus nahe der Ortschaft Los Mochis im Nordwesten aufgespürt und festgenommen. Der Ort liegt nahe an der Küste im Bundesstaat Sinaloa, wo Guzman herkommt. Der Drogenboss wurde wenige Stunden später von Soldaten am Flughafen in Mexiko-Stadt in einen Hubschrauber geführt, der ihn zurück ins Gefängnis in Altiplano brachte.

Im Juli war "El Chapo" auf spektakuläre Weise aus dem Hochsicherheitsgefängnis entkommen: Er entschwand durch ein Loch in der Dusche seiner Gefängniszelle, das als Zugang zu einem 1,5 Kilometer langen Tunnel diente. Es folgte eine monatelange Großfahndung.

Die Filmpläne des Drogenbosses

Die mexikanische Generalstaatsanwältin Arely Gomez schilderte nun Einzelheiten der Ermittlungen. Eine wichtige Spur seien Filmpläne des Drogenbosses gewesen. Guzman habe sein Leben verfilmen wollen und sich dazu sogar schon mit Produzenten und Schauspielern getroffen. Ein erster Festnahmeversuch im Oktober sei gescheitert, weil Guzman damals mit einem Mädchen als Geisel geflohen sei und die Beamten daher nicht das Feuer eröffnen wollten.

Seit Dezember überwachten die Ermittler dann das Haus nahe Los Mochis. Am Freitag kam es dort dann schließlich zu einem dramatischen Einsatz. Als die Soldaten das Gebäude stürmten, lieferten sie sich mit bewaffneten Männern nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen Schusswechsel.

Fünf mutmaßliche Komplizen Guzmans seien dabei getötet und sechs weitere Verdächtige festgenommen worden. Der Gesuchte und sein Sicherheitschef Orso Ivan Gastelum seien zunächst über einen Abwasserkanal entkommen. Als sie an die Erdoberfläche kletterten und in ein Fluchtauto stiegen, wurden sie dann von den Soldaten gefasst.

Guzman war zeitweise einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt. Er baute das berüchtigte Sinaloa-Kartell zur mächtigsten Verbrecherorganisation Mexikos auf und schreckte nicht davor zurück, seine Rivalen ermorden zu lassen.

Die Festnahme Guzmans bedeutet für die Regierung von Präsident Pena Nieto eine große Erleichterung. "Mission erfüllt: Wir haben ihn", erklärte Präsident Enrique Pena Nieto. Der Ausbruch im Juli war als Versagen der Behörden wahrgenommen worden.

Weg für Auslieferung frei

Die US-Antidrogenbehörde DEA gratulierte den mexikanischen Fahndern zu ihrem Ermittlungserfolg. Die DEA sei "äußert erfreut" über die Festnahme des Drogenbosses, erklärte die US-Behörde. US-Justizministerin Loretta Lynch meinte, Guzman werde sich nun "wegen seiner mutmaßlichen Verbrechen verantworten müssen, die so viel Gewalt, Leiden und Korruption verursachten".

Nach Einschätzung von Experten spricht einiges dafür, dass "El Chapo" bald in ein US-Gefängnis verlegt wird. Gegen den Mexikaner liegt in mehreren US-Bundesstaaten ein Haftbefehl wegen Drogenhandels vor. Nach seiner Festnahme im Februar 2014 hatte Pena Nieto einer Auslieferung in die USA noch eine Absage erteilt. Die mexikanische Justiz machte inzwischen jedoch den Weg frei für eine Ausweisung Guzmans.

"Die Frage ist nicht, ob sie ihn ausliefern, sondern wann", erklärte der Sicherheitsberater und frühere mexikanische Geheimdienstmitarbeiter Alejandro Hope. "Ich glaube nicht, dass die mexikanische Regierung das Risiko eines erneuten Ausbruchs in Kauf nehmen will." Guzman war 1993 bereits einmal in Guatemala festgenommen worden. 2001 gelang ihm aber die Flucht aus einem Gefängnis im Westen Mexikos.

APA

(APA/AFP)

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