Ukraine: Schweinegrippe forderte bereits mehr als 300 Tote

In Kiew werden Atemmasken ausgeteilt.
In Kiew werden Atemmasken ausgeteilt. (c) imago/ZUMA Press (imago stock&people)
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In der Ukraine ist eine Grippeepidemie ausgebrochen: Mehr als 3,8 Millionen Menschen, davon überwiegend Kinder, sind infiziert. Eine Besserung der Lage ist nicht in Sicht.

Neben aktuellem politischen Aufruhr hält auch eine gesundheitliche Krise die Ukraine in Atem: Seit Oktober 2015 sind mehr als 300 Menschen an der Schweinegrippe gestorben - fast 80 Prozent davon in den vergangenen vier Wochen. Unter den Toten befinden sich fünf Kinder und zwei schwangere Frauen, wie das Gesundheitsministerium in Kiew bekannt gibt. Keines der rund 313 Opfer war gegen die Grippe geimpft.

Der ukrainische Gesundheitsminister Alexander Kwitashwili warnt vor einer Panik. Landesweit sollen sich bereits 3,8 Millionen Menschen mit der Grippe infiziert haben. Momentan gäbe es noch keine Anzeichen für eine Besserung der Lage. Wie die der britische "Independent" berichtet, sind auch Fälle von SARS, einer schweren akuten Atemwegserkrankung, aufgetaucht. Offiziell wurde das aber nicht bestätigt.

Vor allem Kinder erkrankt

Besonders betroffen sind die Gebiete Odessa, Donezk und Kiew. In der Hauptstadt wurden Gesundheitskontrollen in Schulen und viel besuchten Gebäuden eingeführt. Menschen im öffentlichen Dienst wurden dazu aufgefordert, Atemmasken zu tragen. Der Bürgermeister Vitali Klitschko spricht von nur "präventiven Maßnahmen". Fast 17 Prozent der Einwohner von Kiew sind aktuellen Zahlen zufolge infiziert.

Mehr als 60 Prozent der Erkrankten sind unter 17 Jahre alt. Im Gegensatz zu anderen Grippearten, die normalerweise nur für ältere Menschen tödlich enden, kann die Schweinegrippe auch für jüngere gefährlich werden. Die Symptome sind ähnlich einer normalen Erkältung - Fieber, Müdigkeit, Husten und Halsweh. Wird die Schweinegrippe aber nicht behandelt, kann sie sich schnell zu einer Lungenentzündung ausweiten.

Kaum Impfungen

Der schlimme Ausbruch der Schweinegrippe zeigt grundlegende Mängel im ukrainischen Gesundheitssystem auf: Eine lückenhafte Impfpolitik, Versorgungsengpässe und ein allgemeines Medizin-Misstrauen der Bevölkerung. Vor allem in den östlichen umkämpften Regionen ist die Gesundheitsversorgung sehr schlecht. 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass nur ein Prozent der rund 45 Millionen Bewohner der Ukraine gegen Grippe geimpft sind. Problematisch ist außerdem, dass viele erst zum Arzt gehen, wenn die Krankheit schon weit fortgeschritten und schwierig zu behandeln ist.

Bereits im Winter 2009/2010 kämpfte die Ukraine gegen eine Grippeepidemie. Mehr als 200 Menschen starben, rund 1 Million wurde infiziert. Europaweit fielen damals rund 2900 Menschen der Schweinegrippe zum Opfer.

>>> Bericht im "Independent"

(Red. )

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