Nach Silvester wurden Informationen über die Herkunft der Täter veröffentlicht. Die Behörden prüfen, wie diese in die Öffentlichkeit gelangten.
Es waren schockierende Berichte der Polizei, die der Öffentlichkeit ein konkretes Bild der Silvesternacht rund um den Kölner Hauptbahnhof lieferten - und die Diskussion über Flüchtlinge in Deutschland und Österreich veränderte. Die Veröffentlichung polizeiinterner Informationen könnte für die Verantwortlichen nun aber ein negatives Nachspiel haben.
Die Behörden wollen prüfen, wie die Informationen an die Öffentlichkeit gelangen konnten, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Die Polizei ermittle wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses. "Es wird derzeit eine Materialsammlung erstellt, die Polizei recherchiert intern", sagte ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft in dem Bericht. Der Kölner Polizei war nach den Diebstählen und sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht zunächst vorgeworfen worden, die Vorfälle verschwiegen zu haben. Kurz danach waren aber interne Berichte an die Öffentlichkeit gelangt und in den Medien zitiert worden.
So geht es laut "Süddeutscher Zeitung" um den "Einsatzerfahrungsbericht" eines Bundespolizisten, der explizit davon gesprochen hatte, dass sich unter den Tatverdächtigen am Kölner Hauptbahnhof viele Flüchtlinge befunden hätten. In diesem Bericht hieß es: "Im Einsatzverlauf erschienen zahlreiche weinende und schockierte Frauen/Mädchen bei den eingesetzten Beamten und schilderten von sex. Übergriffen durch mehrere männliche Migranten/ -gruppen". Einer der Kontrollierten hätte geäußert: "Ich bin Syrer, ihr müsst mich freundlich behandeln! Frau Merkel hat mich eingeladen."
Drei Männer vor Gericht
In der Folge waren weitere Berichte an die Öffentlichkeit gelangt, darunter der Einsatzbericht eines Führers einer Einsatzhundertschaft, der davon sprach, dass bei Personalfeststellungen vor dem Bahnhof sich der "überwiegende Teil der Personen lediglich mit dem Registrierungsbeleg als Asylsuchender" ausweisen konnte.
Erstmals müssen sich am Mittwoch außerdem drei Männer für Vorfälle in der Kölner Silvesternacht vor Gericht verantworten. Zunächst wird der Fall eines 23 Jahre alten Marokkaners verhandelt, der einer Frau auf dem Bahnhofsvorplatz das Handy abgenommen haben soll. Danach ist eine Verhandlung gegen einen 22 Jahre alten Tunesier und einen 18 Jahre alter Marokkaner angesetzt.
Diese beiden Angeschuldigten sollen einem Mann auf der Hohenzollernbrücke eine Tasche und eine Kamera gestohlen haben. Alle drei sitzen seit Neujahr in Untersuchungshaft. Sexuelle Übergriffe werden keinem von ihnen zur Last gelegt. Mit Urteilen könne noch am Mittwoch gerechnet werden, sagte ein Sprecher des Kölner Amtsgerichts.
Ermittlungen gegen 75 Beschuldigte
Nach den Berichten über sexuelle Übergriffe auf Frauen gingen seit Jahresbeginn fast 1.100 Anzeigen ein, mittlerweile wird gegen mehr als 75 Beschuldigte ermittelt. Bei ihnen handelt es sich nach Angaben der Kölner Staatsanwaltschaft "weit überwiegend" um Asylbewerber, Asylsuchende oder Menschen, die sich illegal in Deutschland aufhielten. Die beiden größten Gruppen kommen den Zahlen der Ermittler zufolge aus Marokko und Algerien.
In Untersuchungshaft sitzen nach Angaben der Staatsanwaltschaft 14 Verdächtige. Nur einem der U-Häftlinge machen die Ermittler aber bisher ein Sexualdelikt zum Vorwurf. In den anderen Fällen geht es meist um Eigentumsdelikte wie Diebstahl.
(APA/dpa)