Flug MH370: Ein Wrackteil - und sonst nichts

Auf La Rúnion wurde das einzige Wrackteil gefunden, das bisher einer Boeing 777 zugeordnet werden konnte und damit wohl zu Flug MH 370 gehört.
Auf La Rúnion wurde das einzige Wrackteil gefunden, das bisher einer Boeing 777 zugeordnet werden konnte und damit wohl zu Flug MH 370 gehört.(c) REUTERS (STRINGER/FRANCE)
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Zwei Jahre nach dem Verschwinden der Boeing 777 sorgt ein mögliches Wrackteil wieder für Hoffnung bei den Ermittlern. Fünf Fragen zu dem mysteriösen Fall.

Mit dem Start des Fluges MH370 am 8. März 2014 von Kuala Lumpur nach Peking begann eines der größten Rätsel der Luftfahrtgeschichte. Das Flugzeug mit 239 Menschen an Bord verschwand kurz nach dem Start vom Radar. Bis heute, zwei Jahre später, gibt es nur kleine Hinweise auf das im Indischen Ozean vermutete Wrack der Boeing 777 der Malaysia Airlines.

Die internationalen Ermittler wollen am Jahrestag einen neuen Zwischenbericht vorlegen. Neue mögliche Wrackteile sorgen für Hoffnung bei der Suche. Sind diese Spuren glaubwürdig? Die "Presse" fasst zusammen.

Wie viele Wrackteile wurden bisher entdeckt?

Die letzten zwei Jahre war immer wieder von Ölspuren oder Wrackteilen die Rede, die an Küsten oder an der Meeresoberfläche entdeckt wurden. Doch nur ein einziges Teil konnte bisher der gesuchten Boeing 777 zugeschrieben werden. Auf La Réunion war im vergangenen Sommer eine Flügelklappe gefunden worden, die die Ermittler offiziell Flug MH 370 zuordnen konnten.

Aktuell und ungeklärt I
Ein in Mosambik angespültes Flugzeugtrümmerteil wurde nach Australien gebracht, um festzustellen, ob es zu der verschwundenen Boeing gehört. Das ein Meter lange Stück werde von australischen, malaysischen und internationalen Spezialisten untersucht. Kenner spekulierten nach den Bildern, dass es sich um ein Teil der Höhenflosse handeln könnte. 

Aktuell und ungeklärt II
Dieselbe Person die schon im Juli 2015 das bestätigte Wrackteil an der Küste der französischen Insel La Réunion entdeckt hatte, wurde dort erneut fündig. Die Behörden prüfen das Fundstück, das der Jogger als mögliches Wrackteil zur Gendarmerie gebracht hat. Das Objekt sei etwa 20 mal 40 Zentimeter groß, das Material habe eine bienenwabenartige Struktur - wie die im vergangenen Jahr gefundene Klappe.

Kann ein Wrackteil einwandfrei einem Flugzeug zugeordnet werden?

Das hängt vom gefundenen Teil ab. Die auf La Réunion gefundene Flügelklappe trug zum Beispiel ein Wartungssiegel von Malaysia Airlines. Auch Seriennummern führen zu bestimmten Flugzeugen. Auf dem Fundstück von Mosambik sind außerdem Zahlen, Buchstaben und eine Schraube zu sehen. Die Anordnung und Kennung dürfte Rückschluss auf den Hersteller ermöglichen. Wenn es sich um eine Boeing 777 handelt, liegt es nahe, dass das Teil zu MH370 gehört. Es gibt keine anderen Boeing-777-Wracks im Indischen Ozean.

Wo wird nach dem Boeing-Wrack gesucht?

(c) APA

Seit 2014 suchen Spezialisten mit Bergungsschiffen und unbemanntem Unterwasservehikel mehr als 2000 Kilometer westlich der australischen Stadt Perth nach dem Wrack. Es ist eine der am wenigsten erkundeten und unwirtlichsten Meeresgegenden mit häufigen Stürmen. Das Wasser ist dort bis zu 6000 Meter tief, mit Bergen und mehr als 1000 Meter tiefen Gräben. Das Suchgebiet beträgt 120.000 Quadratkilometer.

Experten haben das Suchgebiet nach Auswertung von Satellitendaten markiert. Wenn das Wrack dort abgestürzt ist, wo Experten vermuten, wäre das Trümmerstück mehr als 6000 Kilometer Richtung Westen getrieben, um bis nach Mosambik zu gelangen. Das ist unter Berücksichtigung der Strömung im Indischen Ozean plausibel, sagen Experten. Zwischen der zu Frankreich gehörenden Insel La Réunion und Mosambik liegen 2000 Kilometer Luftlinie und die Insel Madagaskar.

Im Dezember wurde eine neue "Prioritätszone" für die Suche ausgerufen. "44.000 Quadratkilometer müssen in dieser neuen Prioritätszone noch abgesucht werden", sagte der Minister für Infrastruktur, Warren Truss damals. "Wir sind optimistisch, dass die Suche zur Ortung des Wracks führt." 

Wer beteiligt sich an der Suche?

Für die Bergungsaktionen im südlichen Indischen Ozean ist Australien zuständig. Deshalb koordinieren die australischen Behörden die Suche. Die Transportsicherheitsbehörde ATSB hat anders als etwa Mosambik ein Labor für die Untersuchung von Flugzeugunfällen. Die ATSB-Experten haben sich zudem ausgiebig mit MH370 beschäftigt. Die gefundene Flügelklappe war nach Toulouse gebracht worden, weil La Reunion zu Frankreich gehört.

Anfang November hatte der malaysische Transportminister Liow Tiong Lai verkündet, Malaysia habe bisher etwa 50 Millionen Euro für die Suche nach MH370 ausgegeben. Chinas Premierminister Li Keqiang hat Ende 2015 umgerechnet rund 14 Millionen Euro für die weitere Suche nach dem Wrack des verschwundenen Fluges MH370 in Aussicht gestellt. 

Von den 239 Menschen an Bord kamen 152 aus China, 49 aus Malaysia. Besonders die Chinesen hadern mit Malaysia Airlines und der malaysischen Regierung. Gerade in den ersten Tagen nach dem Verschwinden hatten beide kein Konzept. Die Angehörigen argwöhnen bis heute, dass etwas vertuscht werden sollte.

Was weiß man bisher über die Ursache des Verschwindens der Maschine?

Nichts. Diese Antwort muss man wohl immer noch als erstes geben. Ohne größere Wrackteile und vor allem die Blackbox wird es auch keine neuen Erkenntnisse geben. Der Kurs der Maschine wurde jedenfalls absichtlich geändert ohne einen entsprechenden Funkspruch abzusetzen, auch Notruf gab es keinen.

Satellitendaten legen nahe, dass das Flugzeug damals kurz vor Vietnam abrupt vom Kurs abwich, stundenlang Richtung Süden flog und im südlichen Indischen Ozean abstürzte. Was an Bord passierte, liegt völlig im Dunkeln.

Das lässt Raum für Spekulation: War ein Entführer an Bord? Die Piloten haben keinen Panik-Knopf gedrückt. Kam es zu einem katastrophalen Systemausfall? Die Piloten haben nie Instrumentenprobleme angezeigt. Wurde die Maschine versehentlich abgeschossen und es wird vertuscht? Da müssten sehr viele Geheimdienste unter einer Decke stecken und gemeinsam dicht halten.

Hat ein Pilot die Maschine absichtlich ins Verderben gelenkt? Die abrupte Kursänderung, keine Kommunikation aus dem Cockpit - eine Theorie, die zumindest mit den Umständen zusammenpassen würde, nicht erst seit der Germanwings-Tragödie im März 2015, als ein deutscher Kopilot eine Maschine mit 150 Menschen an Bord in den französischen Alpen absichtlich zum Absturz brachte. Vor einem Jahr hatten die Ermittler in einem Zwischenbericht Spekulationen zurückgewiesen, dass der Pilot die Maschine ins Verderben gelenkt habe. Solche Verdächtigungen entbehrten jeder Grundlage. Erkenntnisse über die Unglücksursache hatten die Ermittler damals nicht.

Das Verschwinden von Flug MH370

8. März 2014: Die Boeing 777 verschwindet auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking. Tage später legen Satellitenauswertungen nahe, dass die Maschine den Kurs wechselte, stundenlang Richtung Süden flog und schließlich im Indischen Ozean abstürzte.

14. März: Die Suche konzentriert sich auf den Indischen Ozean - Hunderte Kilometer westlich der ursprünglichen Flugroute.

24. März: Neuen Analysen zufolge ist das Flugzeug in den südlichen Indischen Ozean gestürzt. Das letzte Signal wurde laut malaysischer Regierung westlich der australischen Stadt Perth empfangen.

20. Juni: Nach einer neuen Datenanalyse ist das Flugzeug wahrscheinlich weiter südlich als angenommen abgestürzt.

29. Jänner 2015: Malaysia erklärt alle Passagiere des vermissten Flugzeugs für tot. Die Suche nach der Maschine geht weiter.

5. August: Die Untersuchung einer vor der Insel La Reunion gefundenen Flügelklappe beweist, dass sie von Flug MH370 stammt.

(klepa)

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