Nach Germanwings-Absturz: Piloten werden strenger kontrolliert

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ThemenbildAPA/AFP (SASCHA SCHURMANN)
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Die Hinterbliebenen von 80 Opfern wollen in den USA die Flugschule haftbar machen, an der der Copilot ausgebildet wurde.

Deutsche Piloten müssen sich künftig strengeren Kontrollen unterziehen: Gut ein Jahr nach der Germanwings-Katastrophe hat der deutsche Bundestag am Donnerstag ein entsprechendes Gesetzespaket beschlossen. So sollen Piloten unangemeldet in Stichproben auf Drogen, Alkohol und Medikamente getestet werden, heißt es im neuen Luftverkehrsgesetz, das das Parlament beschloss.

Das erweitert die regulären Flugtauglichkeits-Untersuchungen durch die Fluglinien, die als nicht ausreichend erachtet wurden. Außerdem soll eine Datenbank eingerichtet werden, in der die Ergebnisse der regelmäßigen flugmedizinischen Untersuchungen gespeichert werden. Sie sind Grundlage für die Flugerlaubnis der Piloten. Die Datenbank, auf die allein Experten des Luftfahrtbundesamtes Zugriff haben, soll einem Ärzte-Hopping zur Verschleierung von Krankheiten entgegenwirken.

Germanwings-Flug 4U9525 war im März 2015 vom schwer depressiven Co-Piloten in den französischen Alpen absichtlich zum Absturz gebracht worden. Alle 150 Menschen an Bord starben. Die Katastrophe hatte eine Debatte über Sicherheitsvorkehrungen, medizinische Piloten-Tests sowie die ärztliche Schweigepflicht bei seelischen Erkrankungen ausgelöst.

Klage gegen Flugschule

Hinterbliebene von Opfern haben am Mittwoch Klage gegen eine Flugschule in den USA vor einem Gericht in Phoenix (Arizona) eingereicht. Das teilte die Anwaltskanzlei Kreindler & Kreindler in New York mit. Die Flugschule Airline Training Center in Phoenix ist eine Einrichtung der Lufthansa Flight Training GmbH. Germanwings gehört zur Lufthansa-Gruppe. Die Hinterbliebenen von 80 Opfern des Absturzes wollen in den USA die Flugschule haftbar machen, an der der Copilot Andreas L. ausgebildet wurde. Der Copilot führte den Absturz der Germanwings-Maschine in den französischen Alpen den Ermittlungen zufolge bewusst herbei. Es geht um Schadenersatz in Millionenhöhe.

Die Schule hätte von den psychischen Problemen ihres Schülers wissen können und ihn nicht zum Piloten ausbilden dürfen, lautet die Argumentation. Lufthansa und Germanwings lehnen eine Verhandlung des Falles in den USA ab. An der Klage haben mehrere Anwaltskanzleien aus Deutschland, den Niederlanden und Großbritannien mitgearbeitet, wie Kreindler & Kreindler mitteilte.

Die Lufthansa-Flugschule sei nachlässig und leichtsinnig gewesen, sagte Rechtsanwalt Brian Alexander von Kreindler & Kreindler. Sie habe ihre selbst gesetzten Standards nicht erfüllt. Klare Warnhinweise seien übersehen worden. "Ein ordentliches Screening hätte seine Krankheitsgeschichte mit schweren Depressionen offengelegt", heißt es in der Klage. L. sei eine Zeitbombe gewesen. Neben einer angemessenen Entschädigung soll die Klage auch ein Schlaglicht auf das Regelwerk für den Umgang mit psychischen Erkrankungen in der Luftfahrt werfen. Es bestehe eine große Notwendigkeit, Piloten künftig regelmäßigen Tests zu unterziehen, um die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten.

(APA/dpa)

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