Japan: Lebensmittelmangel im Katastrophengebiet

Die japanischen Schriftzeichen für
Die japanischen Schriftzeichen für "Reis, Wasser und Lebensmittelkonserven" und "HELP" wurden auf den Parkplatz vor einem Altersheim in Mifune geschrieben.(c) REUTERS (KYODO)
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Über 100.000 Menschen harren nach einer Erdbebenserie in Notunterkünften aus. Die Atomkraftwerke der Region seien sicher, sagen die Behörden.

Nach der Erdbebenserie in Japan mit mindestens 42 Toten hat zu Wochenbeginn in den Notaufnahmelagern weiter Mangel an Lebensmitteln geherrscht. Am Montag harrten noch immer mehr als 100.000 Überlebende in Notunterkünften aus, wie örtliche Medien berichteten.

Während Einsatzkräfte ihre Suche nach Vermissten in der am schlimmsten betroffenen Provinz Kumamoto fortsetzten, flog das in Japan stationierte US-Militär 20 Tonnen an Lebensmitteln, Trinkwasser und Decken in das Unglücksgebiet. Die örtliche Verwaltung in der Region kämpft mit großen Problemen, da ihre Gebäude durch die starken Beben der vergangenen Tage schwer beschädigt sind.

Nachtragshaushalt

Unterdessen deutete der rechtskonservative Ministerpräsident Shinzo Abe laut Medienberichten einen Nachtragshaushalt an, um die Notfall- und Wiederaufbaumaßnahmen in der Katastrophenregion zu finanzieren. Abe hatte einen eigentlich am Wochenende geplanten Besuch im Katastrophengebiet angesichts der andauernden Nachbeben abgesagt. Er sicherte den betroffenen Menschen erneut die Hilfe des Staates zu.

Die meisten Opfer waren am Samstag ums Leben gekommen, als ein Beben der Stärke 7,3 unter Kumamoto die Region erschütterte und mehr als 1.700 Häuser beschädigte oder zerstörte. Das Beben war erheblich heftiger als ein Vorausschock am Donnerstag, bei dem neun Menschen getötet worden waren. Seither wird die Region auf Japans südwestlicher Hauptinsel Kyushu von Hunderten Nachbeben erschüttert.

Keine AKW-Sicherheitsbedenken

Die japanische Atomaufsicht sieht ungeachtet der Serie schwerer Erdbeben keinen Grund zur Schließung von Kernkraftwerken. Die Situation werde aber genau beobachtet, sagte Behördenchef Shunichi Tanaka am Montag.

Für die Anlage Sendai mit zwei Reaktoren lägen keine Sicherheitsbedenken vor. Diese ist etwa 120 Kilometer entfernt von Kumamoto, dem Zentrum der schweren Erdbeben, bei denen mehr als 40 Menschen ums Leben kamen und die Infrastruktur beschädigt wurde. Auch das AKW Ikata mit vier Reaktoren werde weiter genau beobachtet. Beide liegen ebenfalls weniger als 200 Kilometer entfernt von Kumamoto und werden von den Konzernen Kyushu beziehungsweise Shikoku betrieben.

2011 führten Erdbeben und ein anschließender Tsunami zur Atomkatastrophe von Fukushima. Alle Atomanlagen wurden damals vom Netz genommen. Sendai ging im vergangenen August mit einem Reaktor wieder in Betrieb, im Oktober folgte der zweite. Ministerpräsident Shinzo Abe und die Industrie halten Kernkraftwerke für notwendig, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Der Import von Kohle und Flüssiggas zur Stromproduktion kommt das rohstoffarme Land teuer zu stehen.

(APA)

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