Lettland: Wo man seine Seele verpfänden kann

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Geldverleiher bietet Kredit gegen Seele als Sicherheit – und teuflisch hohe Zinsen.

RIGA/KOPENHAGEN (gam). Ob er der Teufel ist? Im von der Finanzkrise arg gebeutelten Lettland bietet Viktor Miroschenko, Chef der Geldverleihfirma „Kontora“, Menschen in Geldnot, die nichts mehr zu verpfänden haben, Kredit – wenn sie ihm ihre „unsterbliche Seele“ als Sicherheit bieten.

Viel wert sind Miroschenko die Seelen nicht: Nur maximal 700 Euro gibt es zu haben; dennoch hätten bisher etwa 200 arme Seelen ihre Seelen verpfändet, berichtet die Zeitung „Baltic Times“. Die lettische Verbraucherschutzzentrale versichert indes, dass es noch keine Klagen gebe.

Kirchen sind entrüstet

Wie man Schuldner zum Zahlen bringen wolle? „Dann haben sie halt keine Seele mehr“, sagt Miroschenko und scheint darauf zu bauen, dass diese Aussicht die Zahlungsmoral fördert: „Jeder, dem seine Seele teuer ist, wird sich bemühen, das Geld zurückzugeben.“

Die Kirchen sind entrüstet über die aufsehenerregende Aktion: Der katholische Kardinal Janis Pujats meint, man nehme den Fall „sehr ernst“; Lutheraner und Russisch-Orthodoxe nennen das Ganze „unmoralisch“, man spiele mit der Angst ums Seelenheil. Und: „Vielleicht steckt Satanismus oder Okkultismus dahinter.“

Teuflisch sind jedenfalls die Zinsen: Ist der Kredit nicht binnen drei Tagen getilgt, setzt es ein Prozent Zinsen – pro Tag!

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.07.2009)

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