Frachter verschwunden: Das Rätselraten um die "Arctic Sea"

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Das Verschwinden der "Arctic Sea" gibt Rätsel auf. Wurde der Frachter tatsächlich gekapert, ist das der erste Fall von moderner Piraterie in europäischen Gewässern. Die russische Flotte sucht nach dem Schiff.

Vor zwei Wochen gab es im Ärmelkanal den letzten Funkkontakt zu dem Frachter, der Holz im Wert von einer Million Pfund von Finnland nach Algerien bringen sollte. Seither fehlt jede Spur von der unter maltesischer Flagge fahrenden "Arctic Sea" und seiner 15-köpfigen russischen Crew. Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew befahl dem Militär, "alle notwendigen Maßnahmen" zur Suche zu ergreifen - die gesamte Atlantikflotte sucht nun nach dem Frachter.

Wie die BBC berichtet, befürchtet die britische Küstenwache, dass Piraten den Frachter entführt haben. Es sei denkbar, dass sich das Schiff schon beim letzten Funkkontakt in der Gewalt von Seeräubern befand, meinte Mark Clark von der Küstenwache. "Nichts schien verdächtig. Aber es könnte genauso gut sein, dass sich einer der Piraten als Besatzungsmitglied ausgab oder dass ein Matrose eine Pistole an der Schläfe hatte." Auch der Direktor der finnischen Reederei Solchart, Viktor Maveyev, geht von einem Piratenangriff aus. "Ich halte es für sehr wahrscheinlich, dass das Schiff entführt wurde", sagte er am Donnerstag.

Zum letzten Mal am 30. Juli geortet

Wenn das Schiff tatsächlich gekapert wurde, handelt es sich dabei um den ersten Fall von moderner Piraterie in europäischen Gewässern. Unweigerlich tauchen aber auch andere Theorien auf: Etwa, dass die Crew selbst in kriminelle Machenschaften verwickelt sein könnte und neben dem Holz Drogen oder andere verbotene Waren schmuggelt.

Zum letzten Mal wurde der Frachter am 30. Juli vor der nordfranzösischen Küste geortet. Danach wurde er offenbar von einem Schiff der portugiesischen Küstenwache ausgemacht, der aktuelle Aufenthaltsort der "Arctic Sea" ist aber unbekannt. Sie könnte sich vor der westafrikansichen Küste befinden.

Nach Angaben der Reederei soll das Schiff schon zu Beginn der Fahrt, am 24. Juli, kurzfristig von zehn bewaffneten Männern gekapert worden sein. Sie hatten den Frachter zwölf Stunden lang in ihrer Gewalt, zerstörten einen Teil der Funkausrüstung und verließen das Schiff mit einem aufblasbaren Boot.

Küstenwache: Der Fall ist "bizarr"

Die britische Küstenwache bezeichnet den Fall als "bizarr". "Ich kenne keinen Küstenwachebeamten, der sich an etwas derartiges erinnern kann", sagte Clark gegenüber der BBC. Wie russische Medien berichteten, sind bei der Suche nach dem Schiff außer Marinepatrouillen auch Radargeräte und satellitengestützte Überwachungssysteme im Einsatz. Laut der russischen Nachrichtenagentur ITAR-TASS sucht auch der russische Auslandsgeheimdienst (FSB) nach dem Schiff.

(beba)

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