US- Präsident Obama reist zum Gottesdienst für ermordete Polizisten nach Dallas. Polizeivertreter werfen ihm vor, die Beamten zu wenig zu unterstützen.
Washington. US-Präsident Barack Obama hat seinen Staatsbesuch in Spanien abgebrochen, um heute, Dienstag, gemeinsam mit seinem Vorgänger, George W. Bush, in Dallas an einem Gottesdienst für jene fünf Polizisten teilzunehmen, die am vorigen Freitag während einer Demonstration gegen Rassismus und Polizeigewalt von einem Attentäter erschossen worden sind. Doch während Obama in seinen Wortmeldungen betont, die Sorgen der Demonstranten ebenso ernst zu nehmen wie jene der Sicherheitskräfte, ist er der Kritik wichtiger Polizeivertreter ausgesetzt. Sie werfen ihm vor, Gewalt gegen Polizeibeamte indirekt zu legitimieren.
„Dieser Präsident und seine Regierung stärken uns nicht den Rücken, und sie machen unsere Arbeit gefährlicher“, zitierte das „Wall Street Journal“ William Johnson, den Direktor der National Association of Police Organizations, die rund 240.000 Polizeibeamte vertritt. Daniel Garcia, Ex-Polizeichef der Stadt Phoenix in Arizona, schlug in dieselbe Kerbe: „Haben wir ein Rassismusproblem, das wir lösen müssen? Absolut. Aber man kann sich nicht einfach auf eine Seite schlagen und sagen, diese Seite hat recht.“
New York: Polizist erschießt Schwarzen
Während in New York, Baton Rouge und mehreren weiteren US-Städten kleine, aber wirksam organisierte Gruppen von Demonstranten der Black-Lives-Matter-Bewegung Verkehrsknotenpunkte blockieren, sorgt ein neuer, per Handy gefilmter Fall für Besorgnis. Ein New Yorker Polizist erschoss in der Nacht auf den 4. Juli in Brooklyn an einer Straßenkreuzung einen schwarzen Autofahrer. Ursprünglich hatte seine Polizeibehörde erklärt, der Beamte sei von dem Schwarzen tätlich angegriffen worden und habe sich bloß verteidigt. Das neue Video zeigt jedoch, dass er sofort und ohne vorherige Tätlichkeit viermal abgedrückt hat. (go)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2016)